martedì, 30. giugno 2020
Da Stimmen der Neuen Schweiz
Am 23. Juni wurde Ylfete Fanaj zur höchsten Luzernerin gewählt, sie ist neu Präsidentin des Kantonsrats. Es ist noch lange keine Selbstverständlichkeit, dass in der Schweiz Menschen mit Migrationsgeschichte wie Ylfete Fanaj in die höchsten politischen Ämter gelangen. Strukturelle Diskriminierung gehören zum Alltag, nicht nur beim Zugang zu politischen Ämtern. Ylfete Fanaj ist Kind eines Saisonniers, der vor 38 Jahren aus Prizren, dem Kosovo, in die Schweiz kam. Neun Jahre nachdem Ylfete Fanaj 1982 im Kosovo geboren war, holte er sie 1991 im Familiennachzug nach Sursee Luzern. Ihr Vater ist Lastwagenchauffeur, ihre Mutter Hausfrau. Zusammen mit ihren vier Geschwistern wuchs sie mit einem kleinen Budget in einer viereinhalb Zimmer Wohnung.
Wir gratulieren Ylfete Fanaj zu ihrem Erfolg und drucken hier mit ihrer Erlaubnis ihre Rede zur Wahlannahme ab.
Ylfete Fanaj, Kantonsrätin SP/LU, Kantonsratssession in der Messe Luzern Dienstag, 23. Juni 2020, 11.30 Uhr
Ich danke Ihnen für Ihre Stimme. Mit Ihrer Stimme haben Sie aus Ihrer Mitte eine Präsidentin gewählt, die nicht in der Schweiz auf die Welt gekommen ist, die eine andere Muttersprache hat als Sie. Vermutlich haben Sie mich gewählt, ohne an meine Herkunft zu denken. Und das berührt mich sehr. Es macht mich stolz, in diesem Umfeld zu politisieren. Ich bin glücklich, allen Bewohnerinnen und Bewohnern unseres Kantons dienen zu dürfen. Nun stehe ich vor Ihnen mit einem Gefühl der tiefen Dankbarkeit. Dankbarkeit für alle jene Menschen, die mich auf meinem Weg unterstützt haben – mein Mann und meine Familie, Freundinnen und Freunde, Lehrerinnen und Lehrer, Parteikolleginnen und -kollegen. Ich danke allen, die mich durch ihre Stimme in den vergangenen Jahren bis hier hin gebracht haben. Und ich danke Ihnen allen, die mir Ihre Stimme hier und heute gegeben haben. Vielen herzlichen Dank für das Vertrauen. Die Schweiz ist ein kleines Land. Aber die Schweiz macht ganz grosse Träume möglich. Still, unaufgeregt, bescheiden. Das ist der Wert helvetischer Tugenden. Heute haben Sie mit Ihrer Stimme etwas möglich gemacht, was für meine Eltern unvorstellbar war: Mein Vater ist als Saisonnier ein paar Monate vor meiner Geburt zum ersten Mal in die Schweiz eingereist. Das war genau vor 38 Jahren. Und heute, ein paar Monate vor seiner Pensionierung, wird seine Tochter höchste Luzernerin! Die Schweiz macht so vieles möglich.
Mit Ihrer Stimme haben Sie ermöglicht, dass 50 Jahre nach der Einführung des kantonalen Frauenstimmrechts eine Frau gewählt wird, die sich aktiv darum bemühen musste, eine politisch gleichgestellte Bürgerin zu werden. Gestern und heute haben Sie auch einem Richter und zwei Staatsanwältinnen die Stimme gegeben, deren Eltern so wie meine eingewandert sind. Sie haben mit Ihrer Stimme ermöglicht, dass es für die rund 30 Prozent Luzernerinnen und Luzerner mit einem Migrationshintergrund selbstverständlicher wird, auch in die höchsten Ämter gewählt zu werden. Denn in den staatlichen Institutionen soll sich die ganze Vielfalt der Bevölkerung widerspiegeln. Auch dafür danke ich Ihnen von Herzen.
Ich will meine Stimme dafür nutzen, all jene Stimmen hörbar zu machen, für die in unserem System oft das Gehör fehlt. Ich werde ein offenes Ohr für ihre Sorgen und Nöte, für ihre Anliegen und Forderungen haben. Es sind Menschen, die unter uns leben, aber für viele nicht so sichtbar sind. Menschen, die sehr vieles für unsere Gesellschaft beitragen. Ihren Gesichtern und ihren Geschichten möchte ich eine Plattform geben. Wie zum Beispiel die meiner Eltern, wie auch die Eltern so vieler Secondos und Secondas, die schon über ein halbes Jahrhundert hier sind, still und gschaffig im Hintergrund. Sie haben dieses Land mitaufgebaut, zu unserem Wohlstand beigetragen. Ich stehe nur hier, weil meine Eltern meinen Geschwistern und mir das ermöglicht haben, was ihnen als Kinder verwehrt war: Bildungschancen und Zukunftsperspektiven. Meine Eltern mussten beide die Primarschule abbrechen. Aber sie haben uns gelehrt, welchen Wert Bildung hat. Auch wenn die Schweiz ein sehr gutes Schulsystem hat, sie schöpft ihr Potential nicht vollständig aus. Leider ist es oft immer noch so - in der Schweiz, auch in Luzern – dass der Familienname, der Beruf der Eltern, die soziale Herkunft und die finanziellen Mittel darüber entscheiden, ob jemand eine Lehrstelle findet oder ins Gymnasium geht. Wie ich auch selber erfahren musste. Ich will, dass nicht nur Ausnahmetalente es nach oben schaffen. Um dann oft noch als Beweis angeführt werden, dass ja alles in Ordnung sei – man müsse sich nur ein wenig anstrengen. Was ich mir wünsche, ist, dass ganz viele die grossen Träume leben können. Und darum setze ich mich dafür ein, dass Kinder und Jugendliche die beste Bildung geniessen dürfen, ausgezeichnete Zukunftsperspektiven haben und in einem lebenswerten Kanton aufwachsen.
Auch die Tatsache, dass eine Frau hier steht, war einmal ein grosser Traum. Ich stehe hier, weil viele vor uns für unsere Rechte eingestanden sind; weil viele Menschen für eine bessere Zukunft gekämpft haben. Unseren Vorkämpferinnen schulden wir Dank und Respekt. Sie haben uns den Weg geebnet, haben unseren Stimmen unerschrocken Kraft und Gehör verschafft. Und auch wir stehen heute in der Pflicht, für echte Gleichberechtigung zu sorgen. Und darum werden Sie anschliessend ein dazu passendes Lied hören. „Respect“–geschrieben von Otis Redding, berühmt geworden dank Aretha Franklin. Ihr Einsatz, ihre Kraft, ihre Stimme sind mir eine Inspiration. Dieses Lied bedeutet mir sehr viel, denn für mich spricht daraus die Forderung nach Respekt für alle Menschen. Gerade heute, wo in vielen Ländern verstärkt diskutiert wird, wie eine Gesellschaft ohne Diskriminierung realisiert werden kann, wie wir echte Gleichberechtigung für alle Menschen erreichen können. Seite an Seite mit Ihnen allen und der Luzerner Bevölkerung möchte ich mich dafür einsetzen. Ich lade Sie herzlich dazu ein.
Hiermit erkläre ich die Annahme der Wahl.
mercoledì, 14. settembre 2022
Da Asmaa Dehbi, Vorstandsmitglied INES
Diversity ist das Wort der Stunde und scheint Garant für eine gerechte und plurale Gesellschaft zu sein. Mit dem Erhalt des Swiss Diversity Awards in der Kategorie «Religion» nimmt die Preisträgerin und INES-Vorstandsmitglied Asmaa Dehbi eine kurze Einordnung des Diversitätsbegriffs vor.
giovedì, 19. maggio 2022
Da Fanny de Weck & Tarek Naguib
Fanny de Weck und Tarek Naguib diskutieren über die Möglichkeiten und Grenzen des Rechts im Kampf um ein Ausländer-, Asyl- und Bürgerrecht frei von Willkür und dafür mehr Gerechtigkeit. Dabei sind sie sich nicht immer einig, was mit einem Rechtsstreit vor Gericht erreicht werden kann und was nicht: wo seine Potenziale und wo seine Grenzen liegen? Letztlich geht es ihnen aber beiden darum, dass die Grund- und Menschenrechte von Menschen mit Migrationsgeschichte und Rassismuserfahrung auch umgesetzt werden - und dafür muss gekämpft werden.
giovedì, 23. dicembre 2021
Da Institut Neue Schweiz
In diesem letzten Blog-Beitrag im 2021 geben wir einen Einblick in die vier Vernissagen zum jüngst erschienenen HANDBUCH NEUE SCHWEIZ. Uns war es wichtig, Themen aufzugreifen, die das Institut Neue Schweiz INES auch im kommenden Jahr beschäftigen werden: ein neues Bürgerrecht, eine vielstimmige Bürger:innenschaft, diskriminierungsfreie Teilhabe und eine Schweiz, die für ihr globales Handeln Verantwortung übernimmt.
venerdì, 10. settembre 2021
Da Anisha Imhasly
An einem Samstagnachmittag anfangs Juni fanden sich rund fünfzig Menschen in der Gessnerallee Zürich ein, um auf Einladung von INES unter dem Titel „Demokratie und Vielfalt in der Kultur – eine kulturpolitische Debatte“ zu erfahren, wie es um diese Vielfalt in der Kultur bestellt ist. Dies vor dem Hintergrund eines zentralen Anliegens seitens INES: Nämlich, dass sich die demografische Realität der Schweiz in seinen Institutionen – etwa in Politik und Verwaltung, Recht, Medien, Bildung und Kultur – viel stärker abbilden muss. Was hier folgt, ist eine subjektive Einordnung der Diskussionen bzw. einige weiterführende Gedanken zum Thema.
domenica, 30. maggio 2021
Da Institut Neue Schweiz und Demokratische Juristinnen und Juristen Zürich
In der Schweiz können seit je her Menschen, die hier geboren und aufgewachsen sind, ausgeschafft werden. Nur weil sie den Schweizer Pass nicht besitzen. Mit Annahme der Ausschaffungsinitiative und Verschärfungen im Bürgerrecht hat sich die Situation noch mehr verschlechtert. Rechtsanwalt Babak Fargahi, Filmhistorikerin Marcy Goldberg, Buket Bicer-Zimmermann, Schwester eines in die Türkei ausgeschafften Secondo, und Ständerat Paul Rechsteiner haben am 24. Mai 2021 im Rahmen der Veranstaltungsreihe Kosmopolitics über diese Missstände gesprochen. Hier kann das Video angesehen werden.
venerdì, 1. maggio 2020
Da INES Istituto Nuova Svizzera
La pandemia del coronavirus non è solo una crisi sanitaria, ma anche sociale ed economica. Molte persone sono minacciate dalla disoccupazione, dipenderanno dall'aiuto sociale e dovranno indebitarsi, anche in Svizzera. Ciò ha enormi conseguenze finanziarie e sociali, ma anche - cosa che molti non sanno - legali. Il criterio dell'"integrazione economica" svolge un ruolo decisivo nelle decisioni relative al permesso di residenza e alla naturalizzazione. La pandemia del coronavirus è quindi una minaccia esistenziale per molte persone. Ciò riguarda potenzialmente un quarto della popolazione residente che non ha la cittadinanza svizzera, ma che sostiene e contribuisce a costruire il paese quotidianamente.
venerdì, 30. giugno 2023
Da Tarek Naguib
Um den Herausforderungen der Zukunft zu begegnen, braucht es laut INES eine verfassungsrechtliche Regelung, welche ein Gesetz zur Bekämpfung von Diskriminierung und Förderung der Gleichstellung verlangt. In diesem Sinne entwickelte INES-Co-Geschäftsleiter und Jurist Tarek Naguib eine Vorlage für ein Rahmengesetz zur Bekämpfung jeder Form von Diskriminierung.
lunedì, 16. gennaio 2023
Da Institut Neue Schweiz
Eine Runde der Schweizer Think-Tanks und Foresight Organisationen ist 2022 zusammengekommen, um über die Herausforderungen für die Demokratie zu diskturieren. Das Treffen fand auf Einladung der Stiftung Mercator Schweiz und der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft statt. Ziel war es, offensichtliche wie verborgene Entwicklungen zusammenzutragen sowie konkrete Massnahmen zur Stärkung und Entwicklung der Demokratie der Schweiz zu identifizieren.
mercoledì, 14. settembre 2022
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giovedì, 23. dicembre 2021
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In der Schweiz können seit je her Menschen, die hier geboren und aufgewachsen sind, ausgeschafft werden. Nur weil sie den Schweizer Pass nicht besitzen. Mit Annahme der Ausschaffungsinitiative und Verschärfungen im Bürgerrecht hat sich die Situation noch mehr verschlechtert. Rechtsanwalt Babak Fargahi, Filmhistorikerin Marcy Goldberg, Buket Bicer-Zimmermann, Schwester eines in die Türkei ausgeschafften Secondo, und Ständerat Paul Rechsteiner haben am 24. Mai 2021 im Rahmen der Veranstaltungsreihe Kosmopolitics über diese Missstände gesprochen. Hier kann das Video angesehen werden.
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giovedì, 19. maggio 2022
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venerdì, 10. settembre 2021
Da Anisha Imhasly
An einem Samstagnachmittag anfangs Juni fanden sich rund fünfzig Menschen in der Gessnerallee Zürich ein, um auf Einladung von INES unter dem Titel „Demokratie und Vielfalt in der Kultur – eine kulturpolitische Debatte“ zu erfahren, wie es um diese Vielfalt in der Kultur bestellt ist. Dies vor dem Hintergrund eines zentralen Anliegens seitens INES: Nämlich, dass sich die demografische Realität der Schweiz in seinen Institutionen – etwa in Politik und Verwaltung, Recht, Medien, Bildung und Kultur – viel stärker abbilden muss. Was hier folgt, ist eine subjektive Einordnung der Diskussionen bzw. einige weiterführende Gedanken zum Thema.
venerdì, 1. maggio 2020
Da INES Istituto Nuova Svizzera
La pandemia del coronavirus non è solo una crisi sanitaria, ma anche sociale ed economica. Molte persone sono minacciate dalla disoccupazione, dipenderanno dall'aiuto sociale e dovranno indebitarsi, anche in Svizzera. Ciò ha enormi conseguenze finanziarie e sociali, ma anche - cosa che molti non sanno - legali. Il criterio dell'"integrazione economica" svolge un ruolo decisivo nelle decisioni relative al permesso di residenza e alla naturalizzazione. La pandemia del coronavirus è quindi una minaccia esistenziale per molte persone. Ciò riguarda potenzialmente un quarto della popolazione residente che non ha la cittadinanza svizzera, ma che sostiene e contribuisce a costruire il paese quotidianamente.
lunedì, 16. gennaio 2023
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