Innovation

«Für Hunde und Italiener verboten» - Ein Gespräch mit Angelo Maiolino

lunedì, 15. luglio 2019

Da Tarek Naguib

 

Angelo Maiolino war Dozent und wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl für politische Philosophie der Universität Zürich. Gegenwärtig arbeitet der Familienvater als Gymnasiallehrer an einer Zürcher Kantonsschule. Im Jahr 2011 hat er das Buch „Als die Italiener noch Tschinggen waren“ im Rotpunktverlag publiziert. Drei Jahre später erschien seine Doktorarbeit mit dem Titel „Politische Kultur in Zeiten des Neoliberalismus“ im Transcript Verlag. Tarek Naguib hat Angelo Maiolino getroffen und mit ihm zurückgeschaut auf die Schwarzenbach-Initiative und die Lebensrealitäten von italienischen Gastarbeitern in der Schweiz und gefragt was diese Erfahrungen für die Gegenwart und die Zukunft der Migrationsgesellschaft Schweiz bedeuten.

Ausgangspunkt unseres Gesprächs ist Dein Buch “Als die Italiener noch Tschinggen waren”. Wovon handelt diese Arbeit?
Angelo Maiolino: In meinem Buch geht es einerseits um die sogenannte Schwarzenbach-Initiative, die im Jahre 1970 zur Abstimmung gelangte und deren Ziel die Ausweisung von ca. 300‘000 bis 400‘000 ausländischer Personen – vorwiegend italienische Migranten – war. Andererseits versuche ich aufzuzeigen, wie diejenigen, die von dieser Initiative betroffen waren und die keinerlei politische Mitsprache hatten, Widerstand zu leisten versuchten. Es geht also auch darum zu verstehen, wie diejenigen, die im Schatten der Geschichte stehen, aus diesem herauszutreten versuchen. Das Interesse für diese Auseinandersetzung hat sicherlich auch mit Kindheitserinnerungen zu tun. Als ich ein kleiner Bub war, gab es am Wochenende oftmals Familienessen mit Tanten, Onkeln und Cousins. In den Gesprächen der Erwachsenen fiel oftmals der Name Schwarzenbach, der als düsteres Phantasma über den Tisch schwebte. Die Erwachsene sprachen also über diesen Schwarzenbach, über die Zeit der Schwarzenbach-Initiative und über ihr damaliges Unbehagen, das sie in der Schweiz erlebten. Als ich später mein Studium anfing, wollte ich mehr über diese Zeit und über die Person Schwarzenbach wissen. Das Buch entstand also auch aus einer persönlichen Motivation heraus, sozusagen als Schritt „back to the roots“.

Wie bist du auf den Titel des Buches gekommen?
Ich bin auf diesen Titel gekommen, weil die Italiener zur damaligen Zeit als Tschinggen bezeichnet wurden. Das habe ich als Kind und teilweise auch als Jugendlicher noch selber erlebt. Der Begriff Tschingg war in der Gesellschaft nicht nur salonfähig, sondern nahezu allgegenwärtig. Heute hört man diesen Begriff kaum mehr in diesem negativen Sinn. Wenn überhaupt, dient er paradoxerweise dazu eine gewisse „Italianità“ auszustrahlen. Das fand ich interessant. Wie wird aus einer Gruppierung die in den 1960er und 70er Jahren mit vielen Diskriminierungen konfrontiert wurde, eine Gruppierung die heute akzeptiert und Bestandteil der Gesellschaft ist? Was geschieht da? Welche Wandlungsprozesse finden da statt? Wie gehen die Leute damit um, die eben damals betroffen waren und jetzt offenbar nicht mehr als Tschinggen bezeichnet werden?

Das Buch ist also nicht nur retrospektiv, sondern bietet auch Einsichten für die Gegenwart und die Zukunft?
Im Zentrum steht die Zeit der Schwarzenbach-Initiative, also die ausgehenden 1960er und die beginnenden 1970er Jahre. Nichtsdestotrotz verfolgt das Buch auch historische Spuren in die Vergangenheit und in die Zukunft. Einerseits möchte das Buch damit auf gewisse Kontinuitäten, aber auch Brüche in der schweizerischen Migrationspolitik hinweisen. So war es im 19. Jahrhundert, als in der Schweiz die grossen Tunnelprojekte in den Alpen aber auch der Ausbau der Infrastruktur in den Städten realisiert wurden, überaus einfach aus Italien in die Schweiz zu migrieren. Oftmals ging man einfach über die Grenze, manchmal auch ohne Pass. Das wäre heute unvorstellbar. Auf der anderen Seite weisen diese historischen Spuren auf Kontinuitäten hin. So migrierten auch noch zu Beginn des 19. Jahrhundert sehr viele Schweizer nach Übersee, nach Russland aber auch nach Italien, wo sie dem Hunger und der Perspektivlosigkeit in der Schweiz zu entkommen hofften. Nicht nur damals oder zur Zeit der Schwarzenbach-Initiative, auch heute noch sind es weiterhin dieselben Ursachen, die Menschen zur Migration bewegen. Für die Italiener in den 1960er und 70er Jahren war die Situation in der Schweiz sehr schwierig. Oftmals wurden sie an den Rand der Gesellschaft gedrängt und in vielfach ungeheizten, engen und stickigen Baracken weitab vom jeweiligen Ortszentrum zusammengepfercht. Die italienischen Arbeiter, denn es waren vorwiegend junge Männer die geholt wurden, durften ihre Familien nicht nachziehen. In der Öffentlichkeit wurden sie beschimpft und ausgegrenzt. Von den schweizerischen Institutionen schikaniert und auch vom eigenen italienischen Staat ignoriert.

Was waren in den 60er und 70er Jahren die Gründe, weshalb die Italiener in die Schweiz gekommen sind?
Auf der einen Seite war die Wirtschaft Italiens nach dem zweiten Weltkrieg am Boden zerstört, so dass in der Nachkriegszeit eine grosse Arbeitslosigkeit herrschte. Zudem hatte die neue italienische Republik nach dem II. Weltkrieg die Agrarreform nur halbpatzig durchgesetzt, so dass vor allem in Süditalien weiterhin der Grossgrundbesitz dominierte und viele Kleinbauer ohne Einkommen und Perspektiven blieben. Viele versuchten aus dieser Misere zu flüchten. Viele kamen auch in die Schweiz. Aber weshalb ausgerechnet die Schweiz? Ab 1945, also ab Ende des zweiten Weltkrieges, bemerkte die Schweiz, die ja vom Krieg verschont blieb, dass sie sehr gute wirtschaftliche und industrielle Voraussetzungen für den notwendigen Wiederaufbau der zerstörten Industrien in den umliegenden Ländern hatte. Entsprechend war der Bedarf an günstige und austauschbare Arbeitskräfte sehr hoch. Damals war es für die Schweiz jedoch nicht möglich, Arbeitskräfte aus Deutschland oder Österreich zu holen, weil die Besatzungsmächte das nicht erlaubten. Deshalb kam es zu ersten Gesprächen mit der damaligen italienischen Regierung, um Arbeitskräfte aus Italien für die schweizerischen Industrien zu rekrutieren. Die italienische Regierung ihrerseits war natürlich froh über diesen Umstand, weil sie so auch einen Teil der Arbeitslosigkeit exportieren konnte. Aber auch während des sogenannten „miracolo economico“, also dem rasanten Wirtschaftswachstum, der in Italien ab Mitte der 1960er Jahre einsetze, migrierten viele Süditaliener entweder in die norditalienischen Industriezentren oder suchten Anknüpfung an ihre Bekannten und Verwandten, die bereits in der Schweiz waren. Kurz gesagt waren es damals wie heute, das Elend, die Verarmung und die Perspektivlosigkeit, die sehr viele Menschen zur Migration zwangen.

Wo haben denn die Italiener gearbeitet?
Die meisten von ihnen waren in Fabriken oder in der Baubranche tätig. Im Gastronomie- und Landwirtschaftssektor wurden auch Leute aus Italien angeworben, jedoch wurde die überwiegende Mehrzahl von ihnen im industriellen Sektor eingestellt. Dort haben sie für wenig Geld harte und ungesunde - weil oftmals auch ungesicherte - Arbeit geleistet, was dazu beigetragen hat, dass dieses Land den heutigen Wohlstand erleben darf.

In deinem Buch beschreibst du eindrücklich ganz verschiedene konkrete Beispiele von Diskriminierungs- , Ausgrenzungs- und Stigmatisierungserfahrungen die Italiener erlebt haben. Kannst du uns ein paradigmatisches Beispiel nennen?
Es gab eine ganz alltägliche gesellschaftliche Diskriminierung, wie sie sich beispielsweise im Gebrauch des Begriffs „Tschingg“ oder in der sozialen Ausgrenzung zeigte. Als Beispiel kann hier folgende kurze Geschichte dienen: Eine italienische Frau geht zum Metzger und verlangt nach ganz dünnen Schinkenscheiben. Die Antwort des Metzgers ist: «Wenn du dünne Schinkenscheiben willst, dann geh doch zurück nach Italien.». Das sind so ganz kleine Aspekte des Alltags, die die Diskriminierung, und das Gefühl des Fremdseins sehr gut zum Ausdruck bringen. Daneben gab es aber auch politische und institutionelle Formen der Diskriminierung. In politischer Hinsicht ist unter anderem das Saisonnierstatut zu nennen. Also eine Form der Arbeitskraftbeschaffung, die darauf ausgerichtet ist, die Leute für eine gewisse Zeit hier zu halten und dann zurückzuschicken. Das war für die Saisonarbeiter sehr frustrierend, weil man so keine Zukunft planen, geschweige denn absichern konnte. Man wusste ja nicht, ob man im nächsten Jahr wieder für neun Monate in der Schweiz arbeiten gehen konnte, um die Familie in Italien zu ernähren. Die institutionelle Diskriminierung zeigte sich oftmals bei der Wohnungssuche. Es war sehr schwierig für Italiener, die eine Jahresaufenthaltsbewilligung hatten, eine Wohnung zu finden. Einerseits weil viele Vermieter keine Italiener in ihren Wohnungen haben wollten und andererseits, weil die Behörden entscheiden mussten, ob die Wohnung nun angemessen sei oder nicht, was der Willkür natürlich Tür und Tor öffnet. Die Italiener waren somit permanent zwischen Ungewissheit und diskriminierender Realität hin und hergerissen.

Kannst du mir ein weiteres Beispiel der gesellschaftlichen Diskriminierung erzählen?
Im öffentlichen Raum zeigte sich auch immer wieder die Fratze des Fremdenhasses, so beispielsweise vor vielen Restaurants, wo auf einer Tafel die Worte: «Für Hunde und Italiener verboten» standen. Solche Formen der expliziten Ausschliessung zeigten sich auch, wenn Italiener beispielsweise an ein Turnfest gehen wollten und weil sie Italiener waren, nicht reingelassen wurden. Im öffentlichen Raum waren die Italiener also nicht willkommen. Nur auf der Baustelle oder in der Fabrik waren sie erwünscht. Auf der anderen Seite bedeutete das für die Italiener, dass sie diejenigen Orte im öffentlichen Raum besetzten, die für sie überhaupt noch zugänglich waren. Oftmals waren das Orte, die so etwas wie eine romantische und nostalgische Vorstellung einer italienischen Piazza hervorriefen. Das war beispielsweise die Bahnhofshalle in Zürich, da trafen sich die Italiener am Sonntag, um zu plaudern und um Gemeinsamkeit und wahrscheinlich auch Geborgenheit zu erleben. Zudem konnten sie sich über Arbeitsplätze, Wohnmöglichkeiten, das Familienleben oder günstige Möglichkeiten Geld nach Italien zu schicken, austauschen.

Wie war die Situation der italienischen Kinder?
Viele Kinder mussten ein sehr schweres Los ertragen, zumal sie vor den schweizerischen Behörden versteckt werden mussten. Das hatte damit zu tun, dass in den 1960er und 70er Jahren der Familiennachzug nicht erlaubt wurde und das bedeutete, dass nur diejenigen aus Italien in die Schweiz einreisen dürften, die eine Arbeitsbewilligung hatten. Das waren oftmals der Vater und wenn ein Arbeitsvertrag vorlag, auch die Mutter. Die Kinder jedoch waren keine Arbeitskräfte, hatten keinen Arbeitsvertrag und waren somit in der Logik der Behörden unerwünscht. Diejenigen Eltern, die ihre Kinder trotzdem mitnahmen, mussten sie vor den Behörden verstecken, weil den Kindern ansonsten die Ausschaffung aus dem Land drohte. Konkret hiess das, dass Mutter und Vater frühmorgens zur Arbeit gehen mussten während das Kind alleine zuhause blieb. Es musste still sein und durfte keinen Lärm erzeugen, weil es sonst von den Nachbarn gehört wurde und somit Gefahr lief, ausgeschafft zu werden. 1971 berichtete die Zeitung «Tribune de Lausanne», dass in der Schweiz zwischen 10’000 und 15‘000 klandestine Kinder lebten. Die Dunkelziffer war wahrscheinlich viel höher. Andere Eltern liessen ihre Kinder zurück bei den Grosseltern in Italien. Sehr viele Kinder erlebten damit emotionale Traumatas, weil sie in beiden Fällen in eine gestörte familiäre Situation aufwuchsen und von ihren Eltern entfremdet wurden.

Was waren die Strategien der Italiener im Umgang mit diesen verschiedenen Ausschluss- und Diskriminierungsmechanismen? Wie sind sie damit umgegangen?

Sehr viele haben versucht sich in der Schweiz eine Ersatzheimat aufzubauen. Das bedeutet ganz konkret, dass die Italiener oftmals in Baracken am Rande der Gesellschaft gelebt haben. Dort versuchten sie über kulinarische Gewohnheiten, die die Gerüche und die Geschmäcker der Heimat evozierten oder indem sie kleine Feste untereinander organisierten, doch noch so etwas wie Heimat zu erleben. Sie versuchten also, angesichts der vielfältigen Diskriminierungen, denen sie im schweizerischen Alltag ausgeliefert waren, so etwas wie ein eigenes Milieu aufzubauen, bei dem sozusagen ein Phantasma-Italien vorherrschend war. Das war eine der Möglichkeiten. Die andere war die kulturelle oder politische Organisation. Es bildeten sich sehr viele italienische Organisationen wie zum Beispiel Sport- und Kulturvereine. Es gab aber auch politische Organisationen, die eine eigene politische Haltung gegen die politischen, institutionellen und gesellschaftlichen Diskriminierungsformen zu definieren versuchten. In erster Linie versuchten solche Organisationen Druck auf die italienische Regierung zu üben, damit diese dann wiederum Druck auf die Schweizer Regierung ausüben konnte. Die Italiener mussten also den indirekten Weg gehen, nicht nur weil sie in der Schweiz kein Mitspracherecht hatten, sondern weil ihre Hör- und Sichtbarkeit in der Schweiz niedrig gehalten wurde. Es wurde damals zwar über die Italiener und Tschinggen gesprochen, aber es wurde fast nie mit ihnen gesprochen. So gas es zuhauf Artikel in der NZZ oder in der Weltwoche, die die herrschenden Diskriminierungsformen beklagten, aber niemand sprach wirklich mit den Leuten, die von diesen Diskriminierungen betroffen waren. Unter anderem gab es auch akademische Anstrengungen gegen die Schwarzenbach-Initiative, wie eine Studientagung der Universität St. Gallen aus dem April 1970 zeigt. Die anwesenden Soziologen, Professoren und Wirtschaftsbosse fühlten sich in ihrem gross- und bildungsbürgerlichen Ethos von der Figur Schwarzenbachs gestört und herausgefordert. Entsprechend hielten sie hochklingende Vorträge zum Schutze des Liberalismus und gegen den fremdenfeindlichen Angriff. Den eingeladenen Vertreter der italienischen Migrantenorganisationen wurde aber gerade mal fünf Minuten Sprechzeit eingeräumt.

Machen wir einen kleinen Zeitsprung in die heutige Zeit. Wenn ich jetzt plakativ sage, dass die Italiener längst ein akzeptierter Teil der Schweizer Gesellschaft sind und gar nicht mehr als fremd wahrgenommen und stigmatisiert werden. Stimmt diese Einschätzung und wie ist es zu dieser Entwicklung gekommen?
Ja, ich denke schon, dass Deine Einschätzung stimmt. Weshalb es dazu gekommen ist? Da sind vielleicht vier Zugänge hilfreich. In historischer Hinsicht hat sicherlich die weltweite Erdölkrise von 1974 dazu beigetragen, dass sich die fremdenfeindlichen Wogen glätteten. Dies weil im Zuge dieser Krise sehr viele italienische Arbeiter ihre Stelle verloren haben und das Land verlassen mussten. Aus einer soziologischen Warte gesprochen, haben die einfachen kulturellen Praktiken des Alltags den italienischen Lebensstil, der ja auch nichts anderes als eine geistige Konstruktion ist, zu einer grösseren Akzeptanz der hier verbliebenen italienischen Migranten geführt. Ich meine damit, dass sich eine akzeptierte, weil konsumfreudige, Idee von Italianità in der Schweiz etabliert hat. Beispielsweise anhand von italienisches Restaurants und italienisches Essen, italienischer Mode oder einfach auch nur über die Praktik des Espressotrinkens an der Theke, womit die Schweiz ein Stück weit mediterranisiert wurde. Der dritte Aspekt ist die Rolle der Secondos, die eine höhere Sichtbarkeit und Akzeptanz in der Gesellschaft gefunden haben. Also die Söhne und Töchter von Einwanderern, die hier die Schulen, eine Lehre oder vielleicht auch ein Studium absolviert haben, und damit sichtbarer und integraler Bestandteil der Gesellschaft geworden sind. Der vierte sozialpsychologische Zugang liegt in der Veränderung des Fokus’. Mit Ende der 1970er und Beginn der 1980er Jahren waren es nicht mehr die Italiener, die als Gefahr für die schweizerische Gesellschaft betrachtet wurden, sondern andere ausländische Gruppierungen. Nach den Italienern wurden die Türken, die Tamilen, die Kosovo-Albaner, Schwarzafrikaner und heute vermehrt Muslime oder Flüchtlinge als Gefahr für eine wie auch immer verstandene schweizerische Eigenart oder Kultur identifiziert und politisch ausgeschlachtet.

Wie blicken die heutigen Secondos und Secondas auf diese Erfahrungen ihrer Väter und Mütter? Ist das noch ein Thema?
Es ist für einige Leute sicher noch ein Thema aber ich denke, dass viele auch einfach ihren Wohlstand in der politischen Passivität geniessen wollen. Ein Stück weit denke ich, dass das auch legitim ist. Auf der anderen Seite muss man aber auch sagen, dass das vielleicht ein Zeichen dafür ist, dass diese Diskriminierung nicht mehr wahrgenommen wird. Viele Secondos und Secondas fühlen sich nicht mehr betroffen. Viele gehen sozusagen mit einer dominanten Form des Lebens in der Schweiz konform. Wahrscheinlich hat es mit dem Wunsch nach Wohlstand und Besitzstandwahrung zu tun. Aber das ist ein Thema oder ein Phänomen, dass nicht nur Secondos und Secondas betrifft, sondern gesamtgesellschaftlich betrachtet werden kann. Zynisch gesprochen betäubt der Wunsch nach Konsum und seine allgegenwärtige Möglichkeit die kritische politische Reflexion, erhebt die Gegenwärtigkeit zum Tribunal der eigenen Handlungen und verdrängt damit die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit.

Du hast andere Gruppierungen erwähnt, die heute noch immer diskriminiert werden. Ist das eine Wiederholung der Geschichte? Gibt es da Bezüge?
Von Karl Marx lernt man ja, dass sich die Geschichte zweimal wiederholt. Das erste Mal aus Tragödie, das zweite Mal aus Farce. Ich glaube schon, dass eine Reproduktion von verschiedenen oder bestimmten Diskriminierungsformen stattfindet. In meinem Buch schreibe ich, dass das Theater der Fremdenfeindlichkeit dasselbe geblieben ist und sich nur die Akteure geändert haben. Das bedeutet, dass gewisse Mentalitätsstrukturen weiterhin dominant sind. Es sind nicht mehr die Italiener, die die Hauptrolle in diesem Theater spielen, sondern andere Gruppierung, die von der Mehrheitsgesellschaft in die Rolle der Ausgegrenzten und Diskriminierten gedrängt werden. Es scheint immer eine Strohpuppe notwendig zu sein, die metaphorisch verbrannt werden muss, damit die Mehrheitsgesellschaft sich in ihrem Gestus der Selbstgewissheit reinigen kann. Zudem sind viele fremdenfeindliche Argumente dieselben geblieben. Einerseits werden die Ausländer weiterhin mit pathetischem Furor für Kriminalität, Unordnung, kulturellen Zerfall, Kostenexplosionen im Sozialstaat und Arbeitslosigkeit verantwortlich gemacht. Andererseits geht damit die Konstruktion einer angeblich unverrückbaren schweizerische Identität und Kultur einher. Paradox genug, zumal gerade in der Schweiz die nationale Identität und Kultur aufgrund der diesem Lande zu Grunde liegenden Multikulturalität immer veränderbar ist, oder sogar bleiben muss. Diskriminierende Politiken sind jedoch nichts spezifisch Schweizerisches. Im Gegenteil. Im heutigen Italien wird im Namen einer erfundenen Italianità gegen Flüchtlinge politisiert, in Frankreich und in vielen anderen Staate Europas geschieht Analoges und „America first“ soll in den Augen seines Wortführers vor allem weisse, christliche und patriotische US-Bürger einschliessen. Es sind Diskursmuster die sich überall wiederholen. Ich denke, dass hat mit der gegenwärtigen Erosion des Liberalismus zu tun, der ja auch das politische Fundament der genannten Staaten bildet. Für viele Leute scheinen die Versprechen des Liberalismus nicht mehr einlösbar zu sein, weshalb sie sich anderen antiliberalen politischen Angeboten zuwenden, die ihnen wenigsten noch im Schoss der nationalen Zugehörigkeit Geborgenheit und Sinn versprechen.

Was gibt es da für politische Perspektiven? Was können wir von den Kämpfen der Italiener und Italienerinnen lernen? Für die gegenwärtigen und die zukünftigen Kämpfe? Was können wir für eine neue Schweiz davon lernen? Utopisch und pragmatisch.
Ich weiss nicht ob es utopisch ist, es handelt sich hier ja nicht um einen Nicht-Ort. Der Ort, also unsere gegenwärtigen westlichen Gesellschaften, ist durchaus existent. Von der Geschichte des italienischen Widerstands gegen die Schwarzenbach-Initiative kann man vielleicht lernen, wie man ein Kollektiv mit einer gemeinsamen politischen Sprache aufbaut. Was die Italiener nämlich damals verstanden haben, ist, dass sie den dominanten und diskriminierenden Diskurs der Schweizerischen Öffentlichkeit nicht einfach umkehren, indem sie sagen «die Schweizer sind Rassisten», sondern dass sie auf andere, alle – Schweizer wie Ausländer – betreffende Widersprüche hinweisen. Damals war der Widerspruch aus Sicht der italienischen politischen Organisationen in der Schweiz hauptsächlich ein Widerspruch des kapitalistischen Systems. Also das Problem, dass eine bestimmte Wirtschaftsform sehr günstige Arbeitskräfte braucht, damit sie profitabel weiterexistieren kann. Die italienischen Organisationen versuchten den Begriff der „Klasse“ stark zu machen, in Konkurrenz zum anderen kollektiven Begriff der „Nation“. Aus heutiger Sicht lässt sich daraus schliessen, dass es wichtig ist, wieder einen theoretisch fundierten politischen Widerstand aufzubauen, der nicht einfach die Diskurse umkehrt, sondern die Diskurse in eine emanzipatorische Richtung lenkt. Das haben die Italiener damals versucht und ich glaube, dass es ihnen grösstenteils auch gelungen ist. Mit ihren Interventionen konnten sie vielen Leuten klarmachen, dass es nicht um den Gegensatz Schweizer gegen Italiener geht, sondern um strukturelle Probleme einer bestimmten Wirtschaftsform. Es ging darum aufzuzeigen, dass einige Wenige von dieser Wirtschaftsform profitierten und andere nicht. Es ging also darum, aus einem kollektiv organisierten Widerstand heraus, die Frage zu stellen, wer von bestimmten Politiken profitiert. Das scheint mir auch heute noch die relevante politische Frage zu sein. Konkret könnte dies bedeuten, dass diejenigen die sich heute in einer marginalisierten Position befinden, einen kollektiven Willen aufzubauen versuchen. Also einen gemeinsamen Widerstand artikulieren, der nicht einfach platt daherkommt, weil er sich im dominanten Diskurs befindet und diesen dann einfach umkehrt, sondern versuchen neue Artikulationen in die Öffentlichkeit zu bringen, um sie hier hartnäckig – wie das Bohren harter Bretter – zu thematisieren. Damit liessen sich Emanzipationspotenziale und neue Freiräume erkämpfen, und zwar mit dem Hinweis, dass es für die Mehrheitsgesellschaft eben auch ein Gewinn oder ein Vorteil sein kann, wenn die Ausgeschlossenen in die Mehrheitsgesellschaft einbezogen werden und in dieser teilnehmen. Das war mit den Italienern so, aber auch mit den Tamilen, den Ex-Jugoslaven und den Kosovaren und so wird es auch mit den Schwarzafrikanern, den Muslimen, Flüchtlingen und den zukünftigen phantasmatischen Strohpuppen sein. Sie allen waren, sind und werden bereichernder Bestandteil der schweizerischen Einwanderungsgesellschaft sein. Einfach weil Kultur und Gesellschaft so funktionieren. Kultur ist etwas, das nicht fix ist, sondern im permanenten Fluss der Gesellschaft verändert wird und ständig neu in der Öffentlichkeit ausgehandelt werden muss. Dafür ist es aber nötig, dass in der Öffentlichkeit auch die Stimmen der Ausgegrenzten hörbar werden.

Wie lässt sich das organisieren?
Wahrscheinlich muss man den Widerstand zuerst im Kleinen organisieren und dann langsam ausweiten. Also unter Gleichgesinnten beginnen, z.B. in bereits bestehende Vereine und dort zunehmend eine politische Dynamik reinbringen, um dann anschliessend Allianzen mit anderen Gruppierungen einzugehen, die dieselben Ziele verfolgen. Bei den Italienern fand das nach diesem Muster statt. Es gab beispielsweise ein Verein der Kalabresen, der eigentlich mehr ein folkloristischer Verein war. Da hat man die alten kalabresischen Lieder gesungen, gemeinsam kalabresische Speisen zubereitet, man traf sich da ein paar Mal in der Woche. Es fand also alles auf der Ebene der Alltagskultur statt. Im Zuge der Schwarzenbach-Initiative kam eine politische Spitze rein. Das heisst, diese Kalabresen haben sich fortan nicht nur als Kalabresen verstanden, sondern eben als italienische Einwanderer in der Schweiz. Dasselbe galt für die Piemontesen, Lombarden, Sizilianer usw., die auch jeweils in eigene regionale Vereine organisiert waren. Sie alle hatten gemeinsame Interessen und Ziele. Einerseits gegen die Schwarzenbach-Initiative Widerstand zu leisten und andererseits für bessere Lebensbedingungen in der Schweiz zu kämpfen. Dafür mussten sie sich vereinigen und das aufbauen, was Antonio Gramsci den Kollektivwillen nannte. Wenn man dann eine grössere Organisation hat, geht es darum etablierte Institutionen reinzubringen. Seien dies Institutionen aus der Zivilgesellschaft oder politische Institutionen. Das hat zum Beispiel die «Federazione delle Colonie Libere Italiane in Svizzera (FCLIS)» versucht. Einerseits hat diese Organisation versucht die vielen kleinen italienischen Vereine zu versammeln und mit den hier anwesenden italienischen aber auch schweizerischen Institutionen zu arbeiten. So zum Beispiel mit schweizerischen Gewerkschaften oder mit der „Missione Cattolica di Lingua Italiana“, die für viele Migranten eine wichtige Anlaufstelle war, wenn es zum Beispiel darum ging, ein schweizerisches Dokument zu übersetzen. Die FCLIS haben also versucht Assoziationen und Allianzen zu bilden, um den Widerstand gegen die Schwarzenbach-Initiative zu vergrössern. Auf der anderen Seite versuchte sie auch politische Akteure in Italien für ihren Widerstand zu gewinnen. Die Christdemokraten, die auch die dominante Regierungspartei in Italien waren, zeigten herzlich wenig Interesse für das Schicksal ihrer Bürger in der Schweiz. Die Auswanderung war aus ihrer Sicht ja gerade die perfekte Lösung, um das Problem der Arbeitslosigkeit in Italien zu entschärfen. Es war also vor allem die oppositionelle kommunistische Partei Italiens, die sich sehr stark für die italienischen Migranten in der Schweiz einsetzte, aber auch die linke italienische Gewerkschaft CGIL, die sich intensiv für die Anliegen und Probleme der Migranten in der Schweiz interessierte. Aus dieser Zusammenarbeit zwischen der FCLIS und den italienischen politischen Akteuren ist die Weiterbildungsinstitution ECAP in Zürich entstanden, mit dem Ziel, den Migranten eine berufliche Qualifikation und damit bessere Lebenschancen in der Schweiz zu bieten.

Angelo Maiolino auf der Seite des Rotpunktverlags

 

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venerdì, 30. giugno 2023

Da Tarek Naguib

 

Quelle: Aktion Vierviertel

Um den Herausforderungen der Zukunft zu begegnen, braucht es laut INES eine verfassungsrechtliche Regelung, welche ein Gesetz zur Bekämpfung von Diskriminierung und Förderung der Gleichstellung verlangt. In diesem Sinne entwickelte INES-Co-Geschäftsleiter und Jurist Tarek Naguib eine Vorlage für ein Rahmengesetz zur Bekämpfung jeder Form von Diskriminierung.

INES