Innovation

Perspektiven für eine Demokratisierte Geschichtspolitik in der Schweiz

Montag, 17. Juli 2023

Von Katharina Morawek

 

INES-Vorstandsmitglied Katharina Morawek ist Co-Autorin einer aktuellen Studie zur Frage der Erinnerungskultur im Auftrag der Stadt Zürich. Darin beschreiben die Autorinnen, was «Erinnerungskultur» bedeutet und geben einen Überblick zu Akteur:innen, Anliegen, Ressourcen und Handlungsmöglichkeiten. Abschliessend formulieren sie Herausforderungen und Potenziale. Die Studie bietet Anlass, eine im Handbuch Neue Schweiz verfassten Beitrag von Katharina Morawek zum Thema als Blog zu veröffentlichen.

Vor einigen Jahren fuhr ich an einem Frühlingstag zum ersten Mal in den Zürcher Hauptbahnhof ein. Aus dem Eingangstor getrieben, begrüsste mich der eiserne Rücken eines Mannes. Wikipedia sagte mir: «Johann Heinrich Alfred Escher vom Glas, genannt Alfred Escher (*20. Februar 1819 in Zürich; † 6. Dezember 1882 in Zürich/Enge) war ein Schweizer Politiker, Wirtschaftsführer und Eisenbahnunternehmer.» Der Mann stand auf seinem Sockel, sein Blick ging in die Ferne und doch nur die Bahnhofstrasse hinunter. Dort entlang spülte mich die wogende Gemeinde der Einkaufenden direkt bis an den See. So landete ich an einem Quai, benannt nach «General Henri Guisan». Eine frische Brise blies über das Wasser und die Möwen kreischten. Wikipedia meinte: «Henri Guisan (*21. Oktober 1874 in Mézieres; † 7. April 1960 in Pully) war während des zweiten Weltkriegs General und damit Oberbefehlshaber der Schweizer Armee.»

Ich war soeben aus Wien angereist. Bei Wikipedia würde über mich vielleicht stehen: «in der 3. Generation nach 1945 sozialisiert». In der Grundschule hing das Porträt des lächelnden Kurt Waldheim in meinem Klassenzimmer. Er war in den 1940er-Jahren als Offizier an Massakern der deutschen Wehrmacht in Jugoslawien beteiligt und in den 1980er-Jahren österreichischer Bundespräsident. Meine Familie war geprägt vom stillen Konflikt zwischen der widerständigen Energie eines katholischen Antifaschismus auf der einen Seite und Mitläuferkarrieren auf der anderen. Den Schulbüchern galt Österreich als «erstes Opfer» der Nazis. Landschaften waren mit Kriegerdenkmälern übersät, die Wehrmachtssoldaten als Helden verehrten und ihre Verbrechen verschwiegen. 1986 erst, ich war 7 Jahre alt, brach in Österreich die Stille des postnazistischen Konsenses auf, man begann, die Vergangenheit offensiv zu verhandeln: Waldheims Nazi-Vergangenheit kam auf den Familientisch, er wurde antifaschistisch herausgefordert. Österreich begann, sich offiziell von seiner liebgewonnenen Nachkriegsgeschichte als «erstes Opfer» des Nationalsozialismus zu lösen. Dennoch: So unsichtbar wie zahlreiche ehemalige Nazis ihre Karrieren nahezu bruchlos fortsetzen konnten, blieben auch die Kriegerdenkmäler und andere steinerne Zeugen so selbstverständlich wie beinahe unbemerkt stehen. Erst langsam sollten die zunächst marginalisierten kritischen Stimmen, gestärkt durch das beharrliche Nachfragen der folgenden Generationen der Frage Gehör verschaffen, wie mit diesem Erbe verantwortlich – im Sinne einer Stärkung der Demokratie und eines «Niemals wieder» – umgegangen werden sollte. Es entstand eine Kultur der Auseinandersetzung, es wurde Platz geschaffen für antifaschistischen Widerspruch. Wir erlebten den Rassismus und Antisemitismus im Schulsystem und auf der Strasse zunächst ohnmächtig und begehrten später gegen ihn auf. So manche in meinem Umfeld überlebten die gewalttätigen Antworten der Neonazis nicht.

Stirnrunzelnd scrollte ich weiter durch die Guisan-Google-Resultate. Warum ist eine der prominentesten Adressen dieser Stadt nach ihm, diesem General benannt, fragte ich mich. Zehn Jahre Helvetisierung später ist mir heute klar: Guisan ist Symbol für Neutralität und Opportunismus zugleich. Er steht für eine urschweizerische Strategie: Die Bewahrung einer gewissen «Neutralität» in (wiederum nationalistischer) Opposition zum Nationalsozialismus, vermag die gleichzeitige pragmatische Anpassung an das nationalsozialistische Umfeld und Aufrechterhaltung der wirtschaftlichen Beziehungen zu überstrahlen (1). Dieses im Zuge der Bewegung der geistigen Landesverteidigung entstandene, strukturell wirkende Selbstverständnis verortet das «Schweizerische» jeweils im Gegensatz zum «Unschweizerischen» und etabliert dadurch einen nationalen Code der Integration unterschiedlicher politischer Haltungen von links über bürgerlich-liberal bis katholischkonservativ (2). Wo sich das offizielle Gedächtnis Österreichs der Realität des Antifaschismus stellen musste und bis heute muss, hat es jenes der Schweiz bis heute geschafft, sich in der Ambivalenz des Ausgleichs zu halten: zwischen opportunistischer Anpassung und der Souveränität des demokratischen Kleinstaats. Gerade diese Affirmation des Opportunismus ist es, die die geschichtspolitischen Debatten in der Schweiz dominiert und ausmacht.

Angenommen, ich hätte am Guisan-Quai das Tram bestiegen, es hätte mich infolge weiter über den Fluss und den Hügel hinaufgebracht. Beim Kunsthaus wäre ich wieder ausgestiegen und wahrscheinlich bald im «Bührle-Saal» gelandet. Wikipedia: «Emil G. Bührle (*31. August 1890 in Pforzheim; † 28. November 1956 in Zürich) war ein Schweizer Waffenfabrikant deutscher Herkunft, Kunstsammler und Mäzen». Interessanterweise wäre diese Tatsache aber nirgendwo im Kunsthaus vermerkt, geschweige denn problematisiert. Der Spaziergang würde zu einer Spurensuche: Ein paar Schritte weiter den Hügel hinauf, direkt neben der Universität dann die Plattenstrasse. Später würde ich erfahren, dass an diesem Standort in den 1880er-Jahren in Zürich «Völkerschauen» stattfanden, mehrere aus Chile entführte Kawesqar wurden hier dem Blick der Zürcher:innen ausgesetzt und verstarben an den Folgen von Ansteckungen und Kälte. Der Rückweg würde mich am Schauspielhaus und seiner Geschichte als Exiltheater der Nazizeit und antifaschistischem Wirkungsort vorbeiführen. Auch hier würde mein suchender Blick keinen bemerkbaren Hinweis auf diese Geschichte(n) aufspüren. Vorbeispazierend an Dönerläden, asiatischen Imbissen und alteingesessenen italienischen Restaurants würde ich durchs Niederdorf schlendern. In diesem mittelalterlichen Altstadtviertel träfe ich dann auf die deutlichen Spuren einer kolonialen Geschichte Zürichs, nicht zuletzt auf einen «Kolonialwarenladen» mit entsprechender Bebilderung.

Auf meinem Heimweg durch den Kreis 4 ginge es vorbei an den Bars, von denen ich weiss, dass vor einer von ihnen der italienische Arbeiter Alfredo Zardini aus rassistischen Motiven erschlagen wurde, im Jahr der sogenannten «Schwarzenbach-Initiative» 1970. Auch hier kein Hinweis, kein Schild, geschweige denn ein Denkmal. Nach all meinen Spaziergängen durch das Zentrum der Stadt bleibt auch heute das mulmige, wenn auch nicht unbekannte Gefühl, jedes Mal einem monumentalen Eisberg der Geschichte zu begegnen, ein undurchdringliches Amalgam aus Mythos, Pragmatismus und Opportunismus: Über Wasser die bereits erwähnten vorteilhaften Selbsterzählungen. Unter Wasser aber ein weitaus grösseres Areal des Zusammenspiels der gemeinsamen und geteilten Geschichte(n) der Menschen in diesem Land in Beziehung zur Welt. Diesen Teil des Eisbergs gilt es zu heben, zu erforschen, seinen Aggregatszustand zu verflüssigen, um die darin enthaltenen Geschichten in Bewegung zu bringen. Denn wer hat den Gotthard-Tunnel gegraben? Wer schiesst in der Schweizer Nationalmannschaft die Tore für das Land? Wer pflegt die ältere Generation und wer schiebt die Kinderwägen der zukünftigen Stimmbürger:innen, zumeist ohne selber abstimmen zu können? Die Geschichten und die Zukunft aller hier Anwesenden, unabhängig davon, ob ihnen das bewusst ist oder nicht, steht auf jeweils unterschiedliche Weise im Spannungsfeld der untrennbaren Beziehung zwischen der Schweiz und der Welt. So bringt eine «Neue Schweiz» neue Perspektiven auf die Geschichte mit sich, und auch umgekehrt: die Auseinandersetzung mit den blinden Flecken der Vergangenheit eröffnet neue Klarheiten in einer vielstimmigen Gegenwart. Die anstehende Demokratisierung der Gesellschaft bedeutet auch die Notwendigkeit einer Auseinandersetzung um Geschichte. Doch wie steht es um die Bedingungen für eine solche Demokratisierung der geschichtspolitischen Debatten in der Schweiz?

Welche Gelingensbedingungen braucht eine demokratische Erinnerungskultur in einer Migrationsgesellschaft?

Guisan, Bührle und die Frage der Rolle der Schweiz im zweiten Weltkrieg markieren die letzte Hochkonjunktur geschichtspolitischer Debatten in der Schweiz. Das war in den späten 1990er-Jahren. Die offizielle Schweiz setzte eine Historiker:innenkommission ein; 2002 erschien der sogenannte Bergier-Bericht (3). Er zeigte die engen wirtschaftlichen und teilweise auch ideologischen Verknüpfungen der Schweiz mit dem Nazismus ausführlich auf. Eine breite Popularisierung oder gar wirksame Ausweitung des neu gewonnenen Wissens blieb interessanterweise aus. Schon seit den 1980er-Jahren erarbeiteten Historiker:innen meist gegen den hegemonialen Strom ihrer Disziplin zentrale Erkenntnisse zur Geschichte der Verstrickungen der Schweiz mit unterschiedlichen Gewaltregimen und schufen so Meilensteine in Richtung einer erwähnten Demokratisierung der geschichtspolitischen Debatte. So brachten etwa die Forschungen zu Paul Grüninger die Beschäftigung mit der Mitverantwortung der Schweiz für die Verbrechen des Nationalsozialismus mit in Gang. Grüninger rettete als Polizeihauptmann in den Jahren 1938/39 mehrere hundert jüdische und andere Geflüchtete vor der Verfolgung und Vernichtung durch die Nazis und wurde dafür kriminalisiert (4). Die kritische Beschäftigung mit dieser Geschichte trug dazu bei, dass Grüninger rehabilitiert wurde und 2006 ein Fussballstadion in St. Gallen nach dem ehemaligem Fussballspieler und Schweizer Meister benannt wurde. Auf ähnliche Weise wurde die Involvierung der Schweiz in Regime des Kolonialen untersucht (5). Auch diese Impulse haben zwischenzeitlich in der Wissenschaft, in der Kunst sowie in der öffentlichen Debatte Räume geöffnet, die jahrzehntelang verschlossen waren. Interessant ist die den Debatten eigene Zeitlichkeit. Sie verlaufen in einer Art dialektischen Bewegung – ein Schritt vorwärts, zwei zurück, dann einer zur Seite. Die Debatten stagnieren nicht vollständig, sie erreichen allerdings auch keinen Durchbruch, keine Veränderung des öffentlichen Selbstbildes. In dieser zögerlichen Zeitlichkeit manifestiert sich eine konservative schweizerische Geschichtskultur, in der die «Kontamination» durch problematische Aspekte oftmals als Bedrohung wahrgenommen wird. So manche unangenehmen Fakten, beispielsweise der tief verwurzelte Antisemitismus mit Tradition in der ersten Volksinitiative (Eidgenössische Volksinitiative «Verbot des Schlachtens ohne vorherige Betäubung» 1893) und der Frontenbewegung (6), ist selbst aus den aktuellen kritischen öffentlichen Debatten wieder verschwunden. So konnte sich die Schweiz Formen einer Entnazifizierung, wie sie in anderen postnazistischen Ländern stattgefunden haben, entziehen. Während jedoch in Deutschland und Österreich die Debatten durch den Mechanismus der Schuldabwehr geprägt sind, haben die Debatten in der Schweiz einen anderen sozialpsychologischen Hintergrund, nämlich: Wir haben es immer unbeschadet überstanden, wir waren nie selbst schuld. Das Selbstbild des «Sonderfalls» erlaubt, die Verantwortung abzuschieben.

In jüngster Zeit zeichnet sich erneut ein Aufbruch ab, wie etwa die vom SRF produzierte Fernsehserie «Frieden» bezeugt. Sie widmet sich der Geschichte der Beziehungen zwischen den Bewohnern eines Flüchtlingsheims für männliche jugendliche jüdische Überlebende und einer Schweizer Industriellenfamilie und untersucht so den Umgang der Zeitgenoss:innen mit dem Holocaust. So lässt sie tief in die Verstrickungen der schweizerischen Wirtschaft und Gesellschaft mit dem Nationalsozialismus und dessen Kontinuitäten blicken, die bisher in der breiten schweizerischen Öffentlichkeit ein Schattendasein fristeten. Unter dem Stichwort «Kolonialismus ohne Kolonien» (7) geraten zudem in den letzten Jahren Zusammenhänge zwischen der Industrialisierung und Wirtschaftsgeschichte der Schweiz und kolonialer Ausbeutung in den Blick (8), die sich nicht zuletzt in der Biografie des Industriellen und liberalen Politikers Escher widerspiegeln.

Die Schweizer Gesellschaft ist nicht erst seit gestern von transnationalen Geschichten mitgeprägt. Das zeigen, wenn man sie wirklich anschauen will, gerade auch die Biografien von Escher, Guisan oder Bührle. Wirtschaft und Kunst, Nahrung und Lebensweisen: Sie schöpfen tief aus einem globalen Raum, und so auch aus einem tiefen Raum der Ausbeutung und Gewalt. Dieses Bewusstsein für Transnationalität treibt seit einiger Zeit langsam, aber sicher auch in der Schweiz neue geschichtspolitische Diskussionen vorwärts. Sie erweitern nicht nur den Blick in den Rückspiegel, sondern verknüpfen ihn auch mit aktuellen Fragen zu Migration und Rassismus. Da waren etwa die beiden Berner Stadträte Halua Pinto de Magalhães und Fuat Köcer, die den Namen der Berner «M»-Zunft infrage stellten, da war eine breite Diskussion um die nicht nur ernährungstechnisch antiquierte Süsspeise «M»-Kopf und es gab die Debatte über die überkommenen historischen Bezugspunkte der Schweiz von 1291 und 1848 sowie neue Impulse für das geschichtspolitische Gespräch ausgehend vom 50. Gedenkjahr an die Ablehnung der Schwarzenbach-Initiative von 1970 (9). Anlässlich der massiven Proteste, die auf den Mord des Afroamerikaners George Floyd durch einen weissen Polizisten am 25. Mai 2020 folgten, entstand eine breite mediale Aufmerksamkeit für Fragen zu Rassismus und Kolonialismus. Der spektakuläre Sturz ins Wasser, durch den die Statue des Sklavenbesitzers Edward Colston im britischen Bristol weltweit bekannt wurde, spülte die viral gegangenen Forderungen der Black-Lives-Matter-Bewegung bis ins Hauptabendprogramm der Schweizer Haushalte.

Dieser neue vielstimmige geschichtspolitische Blick ist erfrischend für die Schweiz. In Bezug auf Rassismusforschung dominiert aktuell eine starke begriffliche und ideengeschichtliche Bezugnahme auf Postcolonial Studies und Critical Race Theory aus dem britischen und US-amerikanischen Raum. Andere historische Lücken werden hingegen nur langsam geschlossen, etwa in Bezug auf das jüngere Migrationsregime seit den 1960er-Jahren. Trotz der bereits erfolgten wichtigen Schritte vermögen diese aktuellen Debatten noch nicht, die Verbindungen von kolonialer Komplizität, Gastarbeiter:innenregime und Kollaboration am Holocaust als gemeinsame Schweizer Geschichte zu verstehen. Was noch fehlt, ist eine ehrliche tragfähige Selbstverortung, eine Klärung der Frage wo die Schweiz in all diesen Fragen geschichtspolitisch steht. Wie könnte dementsprechend eine geschichtspolitische Kultur und Wissensproduktion für die Schweiz aussehen, die die Involvierung der Schweiz in Holocaust und Kolonialismus sowie ihr gewaltvolles Migrationsregime anerkennt, und gleichzeitig den demokratiepolitischen Herausforderungen der vielfältigen heutigen Schweiz gewachsen ist?

Wie könnte eine solche «multidirektionale» Erinnerung (10) auch im öffentlichen Raum gestärkt werden, die diese unterschiedlichen und doch verflochtenen Geschichten des Unrechts in Beziehung setzt, sie gemeinsam und nicht konkurrenzierend abbildet? Die Debatten im deutschsprachigen Raum zeigen, dass der Anspruch des Multidirektionalen zwar eine Zusammenschau unterschiedlicher Verbrechensgeschichten befördert, es aber schwieriger scheint, den Reflex der Vergleichslogik oder der Hierarchisierung hinter sich zu lassen.

Blick über den Tellerrand

Um das multidirektionale Gespräch in der Schweiz zu beginnen, fehlen noch wichtige Forschungserkenntnisse. Einerseits betrifft dies Fragen der Situation der Schweiz «nach dem Nationalsozialismus». Denn die Kontinuitäten des Schweizer Antisemitismus und das aktive Vergessen der Schweizer Rolle im Holocaust spielen fundamental in die helvetische Art des Nicht-Erinnerns mit hinein. Wie Adorno feststellte, ist das «Fortwesen» des Faschismus in der Demokratie schlimmer «denn seine direkte Fortsetzung» (11). Es könne keineswegs die Rede davon sein, dass der Bann des Faschismus gebrochen sei, sondern dass sich stattdessen der Wunsch nach einem Schlussstrich durchsetze. Diese Analyse ist prägend für ein kritisches Geschichtsverständnis, das sich um den Begriff «Postnazismus» dreht. Denn «nach dem Nationalsozialismus» lässt sich nicht als statische Phase denken: «Die Formen der Erinnerung, die Kämpfe um vollständige Anerkennung und Entschädigung der Verfolgten, die offizielle Haltung der NS-Nachfolgestaaten und ihrer Institutionen, die Brüche mit dem Naziregime im Ganzen und seinen Einzelheiten, aber auch die Kontinuitäten dort, wo nicht zu Genüge oder gar nicht mit dem NS gebrochen wurde – all das befindet sich in einer ständigen, nicht linearen Weiterentwicklung. Für diese Mehrfachsituation, in der mit dem Nationalsozialismus gebrochen wurde, er aber dennoch fortwirken kann und gleichzeitig ein Umgang mit seinem Erbe gefunden werden muss, hat sich der Begriff des Postnazismus etabliert. Post-, weil diese Vorsilbe erlaubt, ein zeitliches Danach zu beschreiben, das nicht ohne Einfluss seiner Geschichte bleibt.» (12) Eine solche Aufarbeitung würde weh tun, trifft sie doch ins Herz des humanitären Selbstverständnisses der Schweiz.

Es lohnt sich der Blick in andere, vergleichbare Kontexte, die zeigen, dass das Gelingen geschichtspolitischer Debatten bei weitem nicht selbstverständlich ist. In Deutschland beispielsweise führte die von den Alliierten durchgesetzte Entnazifizierung und Re-Education nach 1945 zu einer staatlich getragenen Verantwortung, zu ikonographischen Mahnmälern und schliesslich zu einer national aufgeladenen Gedenkkultur, in der sich das Land als «Erinnerungsweltmeister» in eine Endlosschlaufe der Wiedergutmachungsperformanz und moralischen Treuherzigkeit begab. Für manche Überlebende des Holocaust war dies eine Genugtuung, für andere ein zwanghaftes «Erinnerungstheater» und daher nur schwer erträglich – kritisiert wurde in diesem Zusammenhang etwa die «Entpolitisierung» des Gedenkens.

In den staatlichen oder kommerziellen Routinen des «Lernens aus der Geschichte» liegt auch die Gefahr, eben diese Geschichte durch Abgrenzung hinter sich lassen zu wollen, sie quasi im Rückspiegel mit Schaudern zu bestaunen, sie als staatsbürgerliche Erziehungsmethode zu nutzen oder mit Bezug auf einen antitotalitären Konsens die Legitimation des gesellschaftlichen Status quo ex negativo zu betreiben. Gleichzeitig bleibt demgegenüber aber auch die Frage der Analogien herausfordernd, also ein expliziter Wunsch, die geschehenen Verbrechen schablonenartig mit heutigen gleichzusetzen. Eine weitere Herausforderung stellt dabei die aktuell neu entfachte Debatte über das Verhältnis der Verbrechen der Nazis zu den deutschen Kolonialverbrechen und dessen Konsequenzen für die heutige Gesellschaft dar. Doch verheddert sich eine produktive Diskussion oftmals im «doppelten Sehen», das durch die Zusammenführung von Rassismuskritik und Kritik am Antisemitismus entsteht (13). Eine produktive Diskussion scheitert immer wieder an den Fallstricken einer Opfer- und damit Gedächtniskonkurrenz. Das Konzept der multidirektionalen Erinnerung schlägt hier vor, dass sich Erinnerungskulturen in einen Dialog begeben, durch Anleihen, Aneignungen, Gegenüberstellungen und Wiederholungen anderer Geschichten und anderer Erinnerungstraditionen. Ein Beispiel dafür ist etwa die Initiative NSU Komplex, in der sich sowohl Überlebende als auch Angehörige der Opfer der Mordserie der rechtsextremen Zelle NSU sowie weitere antirassistische Initiativen und Solidarische organisieren. Sie treiben einerseits die forensische und rechtliche Aufarbeitung, und andererseits die öffentliche Wahrnehmung rechtsextremen Terrors mit seinen Verbindungen in den Verfassungsschutz als hausgemachtes Problem der Bundesrepublik voran. Dabei bringen sie Geschichte und Gegenwart miteinander in Dialog, kommen aber immer wieder sehr konkret zum Gegenstand der rassistischen Morde zurück. Dadurch gelingt es, sich Schritt für Schritt einer Wissensproduktion anzunähern, die in der Lage ist, jenseits der epistemischen «blinden Flecken» zu blicken.

Ein wichtiges Element, das die Schuldabwehr («Wir waren keine Täter / Wir wurden gezwungen») der postnazistischen Staaten herausforderte, bildet die bereits 1945 vor allem in Deutschland und Österreich einsetzende «wilde» Denkmalsgestaltung. So setzte der KZ-Verband am Wiener Morzinplatz, dem Standort des ehemaligen Gestapo-Gefängnisses, einen vorher nicht bewilligten Gedenkstein. Die erinnerungspolitische Gestaltung des Platzes wurde anschliessend und bis heute immer wieder neu von unterschiedlicher Seite bearbeitet. Die Selbstverständlichkeit, mit der Gedenkstätten und Denkmäler in den deutschsprachigen postnazistischen Staaten heute staatliche Aufgabe sind, wurde so in erster Linie von – zunächst marginalisierten – Selbstorganisationen der Überlebenden und ihren antifaschistischen Mitstreiter:innen ab 1945 unter der Maxime «Niemals vergessen» erkämpft und vorangetrieben. Die Hierarchisierungen von Opfergruppen, etwa der Rassismus gegenüber Roma/Romnija oder die Stigmatisierung von unter der Kategorie «asozial» Verfolgten wurde von den Nazis innerhalb der Konzentrationslager für das Projekt der Entmenschlichung und Vernichtung genutzt. Das Wirken dieser Hierarchien konnte im Lager für Überleben oder Tod entscheidend sein. Die verinnerlichten Opferhierarchien setzten sich in schmerzvoller und vielfach tabuisierter Weise nach 1945 in der gemeinsamen Arbeit in den Lagergemeinschaften fort und kennzeichnen konflikthafte Auseinandersetzungen bis heute. Das erinnerungspolitische Handeln unter der von den Nazis zugeschriebenen Verfolgungskategorie, die etwa manche erst zu Jüd:innen «machte», und die gleichzeitige Distanz zu diesen Zuschreibungen beförderten das Aushandeln von als nichtidentitär verstandener Solidarität zwischen den Opfergruppen – wenn auch auf schmerzliche Weise. Schritt für Schritt wurde so ein offizielles, staatlich (mit-)getragenes Gedenken erzwungen.

Den Ganzen Text "Der Eisberg der Geschichte" von Katharina Morawek kannst du hier als PDF zum herunterladen. Hast du dein Handbuch Neue Schweiz schon? Wenn nicht, bestelle heute noch dein Exemplar hier

 

 

 

Argumentarium für ein Neues Bürgerrecht

Freitag, 26. April 2024

Von Institut Neue Schweiz INES

 

Schweizer Demokratie in der Sackgasse? Der Think Tank Institut Neue Schweiz INES veröffentlicht das Argumentarium für ein Neues Bürgerrecht, und ist seit der Vernissage vom 20. April 2024 in der Prozessbar in Bern hier auf der Webseite zugänglich. Nach Anfrage oder an Veranstaltungen von INES sind gedruckte Exemplare erhältlich. Im Herbst erscheint in der Romandie die französische Version. Abonniere den Newsletter und bleibe so auf dem Laufenden!

«Lieber Bürgerin als Schweizerin»

Donnerstag, 16. November 2023

Von Migmar Dolma

 

Erstpublikation: WOZ, 10. November 2023

In Ihrer neuen Kolumne schreibt INES-Vorstandsmitglied, Kolumnistin und Gewerkschafterin Migmar Dolma über den nuancierten Unterschied zwischen "Schweizerin" und "Schweizer Bürgerin". Wo erkennt sie die Differenz zwischen misstrauischen Blicken im Zug und unerwarteten Privilegien im Ausland? Was hat dies mit der vollwertigen demokratischen Teilhabe und unser Bürgerrecht zu tun? Ein eindringlicher Appell, das Bürgerrecht zu demokratisieren, um eine inklusivere Schweiz zu schaffen.

Eine Volkshochschule für das Volk - Ein diversitätsorientierter Transformationsprozess in Basel auf der Tour de Nouvelle Suisse

Donnerstag, 24. August 2023

Von Inés Mateos

 

Adrian Portmann und Maja Bagat Volkshochschule beider Basel, 2023

Mit dem ersten Standort in der Tour de Nouvelle Suisse hat INES in Basel verschiedene Öffnungsprozesse von Institutionen angestossen und die Volkshochschule beider Basel (VHSBB) bei den ersten Öffnungsschritten begleitet. Dafür initiierte die VHSBB mit Unterstützung von INES einen diversitätsorientierten Transformationsprozess. Dabei geht es der VHSBB darum, der grossen Vielfalt der Basler Gesellschaft Rechnung zu tragen – in Basel haben 53% der Bevölkerung einen Migrantionshintergrund – aber auch dezidiert darum, sich selber so zu verändern, dass sie für diese heterogene Gesellschaft zukunftsfähig wird.

«Wir müssen diese Geschichten erzählen!»- Zur Benachteiligung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationsgeschichte in Schweizer Schulen.

Dienstag, 8. August 2023

Von Inés Mateos

 

Im Herzen von Basel, in der Sekundarschule Holbein treffe ich mich mit Luca Preite und Berfim Pala, Dozent und Ex-Studentin. Berfim arbeitet inzwischen als Lehrerin hier. Luca Preite war ihr Dozent an der Hochschule und hat die Masterarbeit von Berfim betreut. In ihrer Abschlussarbeit untersucht Berfim die Benachteiligung in der Schule von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund. Sie zeigt darin nicht nur Diskriminierungsformen auf, sondern fragt auch nach dem Widerstand der Benachteiligten dagegen, thematisiert die Grenzen der Selbstermächtigung und was gesellschaftlich zu tun ist. Darum soll es auch in unserem Gespräch gehen.

Medien der Neuen Schweiz: Reportage im Tagesanzeiger

Dienstag, 25. Juli 2023

Von INES Institut Neue Schweiz

 

Menschen mit Migrationsgeschichte und Rassismuserfahrung sind in den Medien stark unterrepräsentiert. Zunehmend mehr Initiativen nehmen diese Missstände als Anlass, eigene Projekte aufzubauen. In einer Reportage des Tagesanzeiger geht die Journalistin Aleksandra Hiltmann mit Baba News, We Talk. Schweiz ungefiltert und INES der Frage nach, wie Menschen mit Migrationsgeschichte die Medienlandschaft verändern wollen?

Perspektiven für eine Demokratisierte Geschichtspolitik in der Schweiz

Montag, 17. Juli 2023

Von Katharina Morawek

 

INES-Vorstandsmitglied Katharina Morawek ist Co-Autorin einer aktuellen Studie zur Frage der Erinnerungskultur im Auftrag der Stadt Zürich. Darin beschreiben die Autorinnen, was «Erinnerungskultur» bedeutet und geben einen Überblick zu Akteur:innen, Anliegen, Ressourcen und Handlungsmöglichkeiten. Abschliessend formulieren sie Herausforderungen und Potenziale. Die Studie bietet Anlass, einen im Handbuch Neue Schweiz verfassten Beitrag von Katharina Morawek zum Thema als Blog zu veröffentlichen.

Rahmengesetz zur Bekämpfung jeder Form von Diskriminierung

Freitag, 30. Juni 2023

Von Tarek Naguib

 

Quelle: Aktion Vierviertel

Um den Herausforderungen der Zukunft zu begegnen, braucht es laut INES eine verfassungsrechtliche Regelung, welche ein Gesetz zur Bekämpfung von Diskriminierung und Förderung der Gleichstellung verlangt. In diesem Sinne entwickelte INES-Co-Geschäftsleiter und Jurist Tarek Naguib eine Vorlage für ein Rahmengesetz zur Bekämpfung jeder Form von Diskriminierung.

Decolonize love? Eine unwahrscheinliche Liebesgeschichte zwischen «Orient und Okzident» seit dem 19. Jahrhundert

Montag, 15. Mai 2023

Von Kijan Malte Espahangizi

 

Erschienen im Magazin «NZZ Geschichte» Nr. 45, April 2023 (Der Text wurde leicht bearbeitet, Bilder ergänzt)

Als man 1971 im Iran mit viel Pomp 2500 Jahre Monarchie feiert, werden Ulrike Löttgen und Kambiz Espahangizi in Deutschland ein Paar. Als sich meine Eltern verliebten, hatten sie Klischees über ihre Herkunftsländer im Kopf. Ist die Liebesgeschichte zwischen dem «Mädchen aus Germany» und dem «persischen Prinzen» deswegen ein kitschiges Missverständnis oder gar ein historischer Fehler? Müsste ihre Liebe gar «dekolonisiert» werden? Und was hiesse dies für die globalhistorischen Verflechtungen der Moderne, die die beiden zusammengeführt haben? Diese Fragen betreffen mich sehr direkt, denn ohne die unwahrscheinliche emphasized textLiebesgeschichte meiner Eltern würde ich nicht existieren.

Ist die Schweiz eine Demokratie? - Was bedeutet echte Teilhabe für die migrantische Unterschicht?

Montag, 1. Mai 2023

Von Migmar Dhakyel

 

Erstpublikation: Denknetz Ausgabe Bedeutungsvolle Wahl, April 2023

Die Schweiz rühmt sich gern als urdemokratisches Land. Hier dürfen alle über alles mitreden und mitentscheiden. Doch mindestens ein Viertel der Bevölkerung wird von der Mitsprache ausgeschlossen. Es sind Menschen, die keinen Schweizer Pass besitzen. Wer sind diese Menschen und wieso wird ihnen das schweizerische Bürgerrecht verwehrt? Und: Bedeutet demokratische Teilhabe, über Gesetze abzustimmen und Parteien zu wählen, oder gehört da mehr dazu? Wie sieht eine Demokratie aus, die die migrantische Unterschicht miteinbezieht?

Arbeitspapier Baustelle Demokratie

Montag, 16. Januar 2023

Von Institut Neue Schweiz

 

Eine Runde der Schweizer Think-Tanks und Foresight Organisationen ist 2022 zusammengekommen, um über die Herausforderungen für die Demokratie zu diskturieren. Das Treffen fand auf Einladung der Stiftung Mercator Schweiz und der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft statt. Ziel war es, offensichtliche wie verborgene Entwicklungen zusammenzutragen sowie konkrete Massnahmen zur Stärkung und Entwicklung der Demokratie der Schweiz zu identifizieren.

ÖFFENTLICHER APPELL: SOLIDARITÄT MIT DER REVOLUTION IM IRAN

Freitag, 4. November 2022

Von Institut Neue Schweiz INES

 

AFP / UGC Image

INES solidarisiert sich mit der Revolution im Iran und unterstützt die iranischstämmigen Protestierenden in der Schweiz. Wir verurteilen jede Form totalitärer Interpretation von Weltanschauung und Religion für Verletzungen von Menschenrechten. Eine Demokratie lebt davon, dass durch sie Selbstbestimmung, Freiheit und Gleichheit in der Vielfalt gestärkt werden.

Die Last der Vergangenheit und ihre Lehren für die Gegenwart – eine juristische Sichtweise

Mittwoch, 28. September 2022

Von Liliane Denise Minder

 

Das Institut Neue Schweiz INES möchte dazu beitragen, Wege zu finden, wie wir mit vergangenem Unrecht sowie den Kämpfen dagegen umgehen. INES veranstaltet dazu am 22. Oktober in der Kaserne Basel in Zusammenarbeit mit dem Kollektiv «Schwarzenbach Komplex» einen Anlass und unterstützt tags darauf im Theater Neumarkt ein Podium zur Erinnerungskultur . Zudem veröffentlicht INES die Podcastgespräche «memleket – stimmen der neuen Schweiz». In diesem Blog schreibt die Juristin Liliane Denise Minder in einem persönlichen sowie wissenschaftlichen Beitrag über die Möglichkeit, Wiedergutmachung für vergangenes Unrecht juristisch einzufordern.

Diversity Unpacked – Kommentar zu einem schillernden Begriff

Mittwoch, 14. September 2022

Von Asmaa Dehbi, Vorstandsmitglied INES

 

Zum vierten Mal wurden in Bern verschiedene Akteur:innen und Projekte im Bereich Diversität und Inklusion ausgezeichnet. (Bild: Sandra Blaser)

Diversity ist das Wort der Stunde und scheint Garant für eine gerechte und plurale Gesellschaft zu sein. Mit dem Erhalt des Swiss Diversity Awards in der Kategorie «Religion» nimmt die Preisträgerin und INES-Vorstandsmitglied Asmaa Dehbi eine kurze Einordnung des Diversitätsbegriffs vor.

Vor Gericht die Schweizer Migrationspolitik ändern? Eine Debatte über Möglichkeiten und Grenzen des Rechtswegs zur Erreichung politischer Fortschritte

Donnerstag, 19. Mai 2022

Von Fanny de Weck & Tarek Naguib

 

Fanny de Weck und Tarek Naguib diskutieren über die Möglichkeiten und Grenzen des Rechts im Kampf um ein Ausländer-, Asyl- und Bürgerrecht frei von Willkür und dafür mehr Gerechtigkeit. Dabei sind sie sich nicht immer einig, was mit einem Rechtsstreit vor Gericht erreicht werden kann und was nicht: wo seine Potenziale und wo seine Grenzen liegen? Letztlich geht es ihnen aber beiden darum, dass die Grund- und Menschenrechte von Menschen mit Migrationsgeschichte und Rassismuserfahrung auch umgesetzt werden - und dafür muss gekämpft werden.

Antirassismus in the Making. Ein Werkstattgespräch zu Allianzen, Identitätspolitik und Intersektionalität

Samstag, 23. April 2022

Von Rahel El-Maawi, Rohit Jain, Franziska Schutzbach, Tarek Naguib

 

Die Arbeit des Institut Neue Schweiz INES ist vom Wunsch geprägt, laufende Debatten zu Migration, Diversität und Antirassismus zu dokumentieren, verschiedene Ansätze in Austausch zu bringen und offene strategische Fragen zu diskutieren. Im folgenden Gespräch thematisieren Rahel El-Maawi, Franziska Schutzbach, Tarek Naguib und Rohit Jain Fragen rund um Identitätspolitik, Repräsentation und Intersektionalität und verbinden diese miteinander. Ein Blogbeitrag in zwei Teilen. Zum Teil 2 des Gesprächs zu Antirassismus in the Making.

Wer sterben gelassen wird: Strukturelle Differenzierungen in der Pandemie

Freitag, 25. Februar 2022

Von Tino Plümecke & Linda Supik

 

Der Anstieg der Todesfälle bei Menschen ohne Schweizer Pass ist mit 21,8 Prozent während des Pandemie-Jahres 2020 fast doppelt so hoch wie der von Menschen mit Schweizer Staatsangehörigkeit. Während die Sterberate bei Frauen mit Schweizer Staatsangehörigkeit in den untersuchten Altersgruppen 45- bis 64-Jährige und 65- bis 74-Jährige leicht abnahmen, stiegen die Sterberaten bei Frauen mit ausländischer Staatsangehörigkeit im Vergleich zum Vorjahr deutlich an. Dies ergibt eine Auswertung der statistischen Daten des Bundes durch unsere Gastautor*innen Tino Plümecke und Linda Supik.

Einblick in die Vernissagen zum HANDBUCH NEUE SCHWEIZ - mit Ausblick ins kommende Jahr

Donnerstag, 23. Dezember 2021

Von Institut Neue Schweiz

 

In diesem letzten Blog-Beitrag im 2021 geben wir einen Einblick in die vier Vernissagen zum jüngst erschienenen HANDBUCH NEUE SCHWEIZ. Uns war es wichtig, Themen aufzugreifen, die das Institut Neue Schweiz INES auch im kommenden Jahr beschäftigen werden: ein neues Bürgerrecht, eine vielstimmige Bürger:innenschaft, diskriminierungsfreie Teilhabe und eine Schweiz, die für ihr globales Handeln Verantwortung übernimmt.

Handbuch #NeueSchweiz - für alle, die hier sind und noch kommen werden

Montag, 29. November 2021

Von Institut Neue Schweiz

 

Das HANDBUCH NEUE SCHWEIZ (Diaphanes Verlag) ist ab sofort im Buchhandel erhältlich - voller Migration, Vielfalt und Mehrfachzugehörigkeit. Es schafft eine vielstimmige Plattform, die zum Nachdenken, zum Gespräch und zur Diskussion einladen möchte - und die vor allem Mut machen soll: solidarisch und selbstkritisch. Wer sich ein Bild machen möchte, kann hier die Einleitung lesen.

Demokratie und Vielfalt in der Kultur – eine kulturpolitische Debatte

Freitag, 10. September 2021

Von Anisha Imhasly

 

Gruppenbild im Anschluss an die kulturpolitische Debatte, Gessnerallee Zürich, Juni 2021

An einem Samstagnachmittag anfangs Juni fanden sich rund fünfzig Menschen in der Gessnerallee Zürich ein, um auf Einladung von INES unter dem Titel „Demokratie und Vielfalt in der Kultur – eine kulturpolitische Debatte“ zu erfahren, wie es um diese Vielfalt in der Kultur bestellt ist. Dies vor dem Hintergrund eines zentralen Anliegens seitens INES: Nämlich, dass sich die demografische Realität der Schweiz in seinen Institutionen – etwa in Politik und Verwaltung, Recht, Medien, Bildung und Kultur – viel stärker abbilden muss. Was hier folgt, ist eine subjektive Einordnung der Diskussionen bzw. einige weiterführende Gedanken zum Thema.

In der Schweiz Zuhause – ausgeschafft in ein fremdes Land

Sonntag, 30. Mai 2021

Von Institut Neue Schweiz und Demokratische Juristinnen und Juristen Zürich

 

Babak Fargahi, Rechtsanwalt

In der Schweiz können seit je her Menschen, die hier geboren und aufgewachsen sind, ausgeschafft werden. Nur weil sie den Schweizer Pass nicht besitzen. Mit Annahme der Ausschaffungsinitiative und Verschärfungen im Bürgerrecht hat sich die Situation noch mehr verschlechtert. Rechtsanwalt Babak Fargahi, Filmhistorikerin Marcy Goldberg, Buket Bicer-Zimmermann, Schwester eines in die Türkei ausgeschafften Secondo, und Ständerat Paul Rechsteiner haben am 24. Mai 2021 im Rahmen der Veranstaltungsreihe Kosmopolitics über diese Missstände gesprochen. Hier kann das Video angesehen werden.

ÖFFENTLICHER APPELL: WIRTSCHAFTLICHE NOT IN ZEITEN DER CORONA-KRISE DARF AUFENTHALTSSTATUS UND EINBÜRGERUNGEN NICHT GEFÄHRDEN – SEIEN WIR AUCH HIER SOLIDARISCH!

Freitag, 1. Mai 2020

Von INES Institut Neue Schweiz

 

Die Corona-Pandemie ist nicht nur eine gesundheitliche, sondern auch eine soziale und wirtschaftliche Krise. Viele Menschen sind von Arbeitslosigkeit bedroht, werden auf Sozialhilfe angewiesen sein und müssen Schulden aufnehmen, auch in der Schweiz. Das hat massive finanzielle und soziale Auswirkungen, aber auch – was viele nicht wissen – rechtliche Folgen. Bei Entscheiden zum Aufenthaltsstatus und zur Einbürgerung spielt das Kriterium ›wirtschaftliche Integration‹ eine massgebliche Rolle. Die Corona-Pandemie ist auch deswegen für viele eine existenzielle Bedrohung. Dies betrifft potenziell ein Viertel der Wohnbevölkerung, die kein Schweizer Bürgerrecht haben, aber das Land tagtäglich mittragen und mitgestalten.

Vorschau: Eine Neue Schweiz!

Dienstag, 2. März 2021

Von Institut Neue Schweiz

 

Die Neue Schweiz ist längst da – voller Migration, Vielfalt und Mehrfachzugehörigkeit! Sie muss nur sichtbar und erfahrbar gemacht werden. Das HANDBUCH NEUE SCHWEIZ, das voraussichtlich im Herbst 2021 erscheint, bietet eine Standortbestimmung zu laufenden postmigrantischen, rassismuskritischen und intersektionalen Debatten und Visionen und vereint visionäre Essays, biografische Stories und literarische Texte mit einer Vielfalt von künstlerischen Bildbeiträgen. Ein Glossar und Random Facts versammeln praktische Werkzeuge für alltägliche und fachliche Gespräche und Debatten.

Tradition und Identität im Kontext postkolonialer Verstrickungen

Freitag, 6. März 2020

Von Halua Pinto de Magalhães

 

"Protestdemo" von FasnächtlerInnen - August 2018 (Quelle: Tageswoche, Hans-Jörg Walter)

Aufgrund des Corona-Virus wurde dieses Jahr unter anderem die Basler Fasnacht abgesagt. Die Kritik der antirassistischen Bewegung an der Fasnacht bleibt. Es stellt sich insbesondere immer noch die Frage, weshalb diese sogenannten Traditionen sowohl bei ihren Kritikern, als auch bei eingeschworenen FasnächtlerInnen so viele Emotionen auslösen. Halua Pinto de Magalhães sucht auf dem INES Blog „Stimmen der Neuen Schweiz“ nach antworten.

Argumentarium für ein Neues Bürgerrecht

Freitag, 26. April 2024

Von Institut Neue Schweiz INES

 

Schweizer Demokratie in der Sackgasse? Der Think Tank Institut Neue Schweiz INES veröffentlicht das Argumentarium für ein Neues Bürgerrecht, und ist seit der Vernissage vom 20. April 2024 in der Prozessbar in Bern hier auf der Webseite zugänglich. Nach Anfrage oder an Veranstaltungen von INES sind gedruckte Exemplare erhältlich. Im Herbst erscheint in der Romandie die französische Version. Abonniere den Newsletter und bleibe so auf dem Laufenden!

Eine Volkshochschule für das Volk - Ein diversitätsorientierter Transformationsprozess in Basel auf der Tour de Nouvelle Suisse

Donnerstag, 24. August 2023

Von Inés Mateos

 

Adrian Portmann und Maja Bagat Volkshochschule beider Basel, 2023

Mit dem ersten Standort in der Tour de Nouvelle Suisse hat INES in Basel verschiedene Öffnungsprozesse von Institutionen angestossen und die Volkshochschule beider Basel (VHSBB) bei den ersten Öffnungsschritten begleitet. Dafür initiierte die VHSBB mit Unterstützung von INES einen diversitätsorientierten Transformationsprozess. Dabei geht es der VHSBB darum, der grossen Vielfalt der Basler Gesellschaft Rechnung zu tragen – in Basel haben 53% der Bevölkerung einen Migrantionshintergrund – aber auch dezidiert darum, sich selber so zu verändern, dass sie für diese heterogene Gesellschaft zukunftsfähig wird.

Medien der Neuen Schweiz: Reportage im Tagesanzeiger

Dienstag, 25. Juli 2023

Von INES Institut Neue Schweiz

 

Menschen mit Migrationsgeschichte und Rassismuserfahrung sind in den Medien stark unterrepräsentiert. Zunehmend mehr Initiativen nehmen diese Missstände als Anlass, eigene Projekte aufzubauen. In einer Reportage des Tagesanzeiger geht die Journalistin Aleksandra Hiltmann mit Baba News, We Talk. Schweiz ungefiltert und INES der Frage nach, wie Menschen mit Migrationsgeschichte die Medienlandschaft verändern wollen?

Rahmengesetz zur Bekämpfung jeder Form von Diskriminierung

Freitag, 30. Juni 2023

Von Tarek Naguib

 

Quelle: Aktion Vierviertel

Um den Herausforderungen der Zukunft zu begegnen, braucht es laut INES eine verfassungsrechtliche Regelung, welche ein Gesetz zur Bekämpfung von Diskriminierung und Förderung der Gleichstellung verlangt. In diesem Sinne entwickelte INES-Co-Geschäftsleiter und Jurist Tarek Naguib eine Vorlage für ein Rahmengesetz zur Bekämpfung jeder Form von Diskriminierung.

Ist die Schweiz eine Demokratie? - Was bedeutet echte Teilhabe für die migrantische Unterschicht?

Montag, 1. Mai 2023

Von Migmar Dhakyel

 

Erstpublikation: Denknetz Ausgabe Bedeutungsvolle Wahl, April 2023

Die Schweiz rühmt sich gern als urdemokratisches Land. Hier dürfen alle über alles mitreden und mitentscheiden. Doch mindestens ein Viertel der Bevölkerung wird von der Mitsprache ausgeschlossen. Es sind Menschen, die keinen Schweizer Pass besitzen. Wer sind diese Menschen und wieso wird ihnen das schweizerische Bürgerrecht verwehrt? Und: Bedeutet demokratische Teilhabe, über Gesetze abzustimmen und Parteien zu wählen, oder gehört da mehr dazu? Wie sieht eine Demokratie aus, die die migrantische Unterschicht miteinbezieht?

ÖFFENTLICHER APPELL: SOLIDARITÄT MIT DER REVOLUTION IM IRAN

Freitag, 4. November 2022

Von Institut Neue Schweiz INES

 

AFP / UGC Image

INES solidarisiert sich mit der Revolution im Iran und unterstützt die iranischstämmigen Protestierenden in der Schweiz. Wir verurteilen jede Form totalitärer Interpretation von Weltanschauung und Religion für Verletzungen von Menschenrechten. Eine Demokratie lebt davon, dass durch sie Selbstbestimmung, Freiheit und Gleichheit in der Vielfalt gestärkt werden.

Diversity Unpacked – Kommentar zu einem schillernden Begriff

Mittwoch, 14. September 2022

Von Asmaa Dehbi, Vorstandsmitglied INES

 

Zum vierten Mal wurden in Bern verschiedene Akteur:innen und Projekte im Bereich Diversität und Inklusion ausgezeichnet. (Bild: Sandra Blaser)

Diversity ist das Wort der Stunde und scheint Garant für eine gerechte und plurale Gesellschaft zu sein. Mit dem Erhalt des Swiss Diversity Awards in der Kategorie «Religion» nimmt die Preisträgerin und INES-Vorstandsmitglied Asmaa Dehbi eine kurze Einordnung des Diversitätsbegriffs vor.

Antirassismus in the Making. Ein Werkstattgespräch zu Allianzen, Identitätspolitik und Intersektionalität

Samstag, 23. April 2022

Von Rahel El-Maawi, Rohit Jain, Franziska Schutzbach, Tarek Naguib

 

Die Arbeit des Institut Neue Schweiz INES ist vom Wunsch geprägt, laufende Debatten zu Migration, Diversität und Antirassismus zu dokumentieren, verschiedene Ansätze in Austausch zu bringen und offene strategische Fragen zu diskutieren. Im folgenden Gespräch thematisieren Rahel El-Maawi, Franziska Schutzbach, Tarek Naguib und Rohit Jain Fragen rund um Identitätspolitik, Repräsentation und Intersektionalität und verbinden diese miteinander. Ein Blogbeitrag in zwei Teilen. Zum Teil 2 des Gesprächs zu Antirassismus in the Making.

Einblick in die Vernissagen zum HANDBUCH NEUE SCHWEIZ - mit Ausblick ins kommende Jahr

Donnerstag, 23. Dezember 2021

Von Institut Neue Schweiz

 

In diesem letzten Blog-Beitrag im 2021 geben wir einen Einblick in die vier Vernissagen zum jüngst erschienenen HANDBUCH NEUE SCHWEIZ. Uns war es wichtig, Themen aufzugreifen, die das Institut Neue Schweiz INES auch im kommenden Jahr beschäftigen werden: ein neues Bürgerrecht, eine vielstimmige Bürger:innenschaft, diskriminierungsfreie Teilhabe und eine Schweiz, die für ihr globales Handeln Verantwortung übernimmt.

Demokratie und Vielfalt in der Kultur – eine kulturpolitische Debatte

Freitag, 10. September 2021

Von Anisha Imhasly

 

Gruppenbild im Anschluss an die kulturpolitische Debatte, Gessnerallee Zürich, Juni 2021

An einem Samstagnachmittag anfangs Juni fanden sich rund fünfzig Menschen in der Gessnerallee Zürich ein, um auf Einladung von INES unter dem Titel „Demokratie und Vielfalt in der Kultur – eine kulturpolitische Debatte“ zu erfahren, wie es um diese Vielfalt in der Kultur bestellt ist. Dies vor dem Hintergrund eines zentralen Anliegens seitens INES: Nämlich, dass sich die demografische Realität der Schweiz in seinen Institutionen – etwa in Politik und Verwaltung, Recht, Medien, Bildung und Kultur – viel stärker abbilden muss. Was hier folgt, ist eine subjektive Einordnung der Diskussionen bzw. einige weiterführende Gedanken zum Thema.

ÖFFENTLICHER APPELL: WIRTSCHAFTLICHE NOT IN ZEITEN DER CORONA-KRISE DARF AUFENTHALTSSTATUS UND EINBÜRGERUNGEN NICHT GEFÄHRDEN – SEIEN WIR AUCH HIER SOLIDARISCH!

Freitag, 1. Mai 2020

Von INES Institut Neue Schweiz

 

Die Corona-Pandemie ist nicht nur eine gesundheitliche, sondern auch eine soziale und wirtschaftliche Krise. Viele Menschen sind von Arbeitslosigkeit bedroht, werden auf Sozialhilfe angewiesen sein und müssen Schulden aufnehmen, auch in der Schweiz. Das hat massive finanzielle und soziale Auswirkungen, aber auch – was viele nicht wissen – rechtliche Folgen. Bei Entscheiden zum Aufenthaltsstatus und zur Einbürgerung spielt das Kriterium ›wirtschaftliche Integration‹ eine massgebliche Rolle. Die Corona-Pandemie ist auch deswegen für viele eine existenzielle Bedrohung. Dies betrifft potenziell ein Viertel der Wohnbevölkerung, die kein Schweizer Bürgerrecht haben, aber das Land tagtäglich mittragen und mitgestalten.

Tradition und Identität im Kontext postkolonialer Verstrickungen

Freitag, 6. März 2020

Von Halua Pinto de Magalhães

 

"Protestdemo" von FasnächtlerInnen - August 2018 (Quelle: Tageswoche, Hans-Jörg Walter)

Aufgrund des Corona-Virus wurde dieses Jahr unter anderem die Basler Fasnacht abgesagt. Die Kritik der antirassistischen Bewegung an der Fasnacht bleibt. Es stellt sich insbesondere immer noch die Frage, weshalb diese sogenannten Traditionen sowohl bei ihren Kritikern, als auch bei eingeschworenen FasnächtlerInnen so viele Emotionen auslösen. Halua Pinto de Magalhães sucht auf dem INES Blog „Stimmen der Neuen Schweiz“ nach antworten.

«Lieber Bürgerin als Schweizerin»

Donnerstag, 16. November 2023

Von Migmar Dolma

 

Erstpublikation: WOZ, 10. November 2023

In Ihrer neuen Kolumne schreibt INES-Vorstandsmitglied, Kolumnistin und Gewerkschafterin Migmar Dolma über den nuancierten Unterschied zwischen "Schweizerin" und "Schweizer Bürgerin". Wo erkennt sie die Differenz zwischen misstrauischen Blicken im Zug und unerwarteten Privilegien im Ausland? Was hat dies mit der vollwertigen demokratischen Teilhabe und unser Bürgerrecht zu tun? Ein eindringlicher Appell, das Bürgerrecht zu demokratisieren, um eine inklusivere Schweiz zu schaffen.

«Wir müssen diese Geschichten erzählen!»- Zur Benachteiligung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationsgeschichte in Schweizer Schulen.

Dienstag, 8. August 2023

Von Inés Mateos

 

Im Herzen von Basel, in der Sekundarschule Holbein treffe ich mich mit Luca Preite und Berfim Pala, Dozent und Ex-Studentin. Berfim arbeitet inzwischen als Lehrerin hier. Luca Preite war ihr Dozent an der Hochschule und hat die Masterarbeit von Berfim betreut. In ihrer Abschlussarbeit untersucht Berfim die Benachteiligung in der Schule von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund. Sie zeigt darin nicht nur Diskriminierungsformen auf, sondern fragt auch nach dem Widerstand der Benachteiligten dagegen, thematisiert die Grenzen der Selbstermächtigung und was gesellschaftlich zu tun ist. Darum soll es auch in unserem Gespräch gehen.

Perspektiven für eine Demokratisierte Geschichtspolitik in der Schweiz

Montag, 17. Juli 2023

Von Katharina Morawek

 

INES-Vorstandsmitglied Katharina Morawek ist Co-Autorin einer aktuellen Studie zur Frage der Erinnerungskultur im Auftrag der Stadt Zürich. Darin beschreiben die Autorinnen, was «Erinnerungskultur» bedeutet und geben einen Überblick zu Akteur:innen, Anliegen, Ressourcen und Handlungsmöglichkeiten. Abschliessend formulieren sie Herausforderungen und Potenziale. Die Studie bietet Anlass, einen im Handbuch Neue Schweiz verfassten Beitrag von Katharina Morawek zum Thema als Blog zu veröffentlichen.

Decolonize love? Eine unwahrscheinliche Liebesgeschichte zwischen «Orient und Okzident» seit dem 19. Jahrhundert

Montag, 15. Mai 2023

Von Kijan Malte Espahangizi

 

Erschienen im Magazin «NZZ Geschichte» Nr. 45, April 2023 (Der Text wurde leicht bearbeitet, Bilder ergänzt)

Als man 1971 im Iran mit viel Pomp 2500 Jahre Monarchie feiert, werden Ulrike Löttgen und Kambiz Espahangizi in Deutschland ein Paar. Als sich meine Eltern verliebten, hatten sie Klischees über ihre Herkunftsländer im Kopf. Ist die Liebesgeschichte zwischen dem «Mädchen aus Germany» und dem «persischen Prinzen» deswegen ein kitschiges Missverständnis oder gar ein historischer Fehler? Müsste ihre Liebe gar «dekolonisiert» werden? Und was hiesse dies für die globalhistorischen Verflechtungen der Moderne, die die beiden zusammengeführt haben? Diese Fragen betreffen mich sehr direkt, denn ohne die unwahrscheinliche emphasized textLiebesgeschichte meiner Eltern würde ich nicht existieren.

Arbeitspapier Baustelle Demokratie

Montag, 16. Januar 2023

Von Institut Neue Schweiz

 

Eine Runde der Schweizer Think-Tanks und Foresight Organisationen ist 2022 zusammengekommen, um über die Herausforderungen für die Demokratie zu diskturieren. Das Treffen fand auf Einladung der Stiftung Mercator Schweiz und der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft statt. Ziel war es, offensichtliche wie verborgene Entwicklungen zusammenzutragen sowie konkrete Massnahmen zur Stärkung und Entwicklung der Demokratie der Schweiz zu identifizieren.

Die Last der Vergangenheit und ihre Lehren für die Gegenwart – eine juristische Sichtweise

Mittwoch, 28. September 2022

Von Liliane Denise Minder

 

Das Institut Neue Schweiz INES möchte dazu beitragen, Wege zu finden, wie wir mit vergangenem Unrecht sowie den Kämpfen dagegen umgehen. INES veranstaltet dazu am 22. Oktober in der Kaserne Basel in Zusammenarbeit mit dem Kollektiv «Schwarzenbach Komplex» einen Anlass und unterstützt tags darauf im Theater Neumarkt ein Podium zur Erinnerungskultur . Zudem veröffentlicht INES die Podcastgespräche «memleket – stimmen der neuen Schweiz». In diesem Blog schreibt die Juristin Liliane Denise Minder in einem persönlichen sowie wissenschaftlichen Beitrag über die Möglichkeit, Wiedergutmachung für vergangenes Unrecht juristisch einzufordern.

Vor Gericht die Schweizer Migrationspolitik ändern? Eine Debatte über Möglichkeiten und Grenzen des Rechtswegs zur Erreichung politischer Fortschritte

Donnerstag, 19. Mai 2022

Von Fanny de Weck & Tarek Naguib

 

Fanny de Weck und Tarek Naguib diskutieren über die Möglichkeiten und Grenzen des Rechts im Kampf um ein Ausländer-, Asyl- und Bürgerrecht frei von Willkür und dafür mehr Gerechtigkeit. Dabei sind sie sich nicht immer einig, was mit einem Rechtsstreit vor Gericht erreicht werden kann und was nicht: wo seine Potenziale und wo seine Grenzen liegen? Letztlich geht es ihnen aber beiden darum, dass die Grund- und Menschenrechte von Menschen mit Migrationsgeschichte und Rassismuserfahrung auch umgesetzt werden - und dafür muss gekämpft werden.

Wer sterben gelassen wird: Strukturelle Differenzierungen in der Pandemie

Freitag, 25. Februar 2022

Von Tino Plümecke & Linda Supik

 

Der Anstieg der Todesfälle bei Menschen ohne Schweizer Pass ist mit 21,8 Prozent während des Pandemie-Jahres 2020 fast doppelt so hoch wie der von Menschen mit Schweizer Staatsangehörigkeit. Während die Sterberate bei Frauen mit Schweizer Staatsangehörigkeit in den untersuchten Altersgruppen 45- bis 64-Jährige und 65- bis 74-Jährige leicht abnahmen, stiegen die Sterberaten bei Frauen mit ausländischer Staatsangehörigkeit im Vergleich zum Vorjahr deutlich an. Dies ergibt eine Auswertung der statistischen Daten des Bundes durch unsere Gastautor*innen Tino Plümecke und Linda Supik.

Handbuch #NeueSchweiz - für alle, die hier sind und noch kommen werden

Montag, 29. November 2021

Von Institut Neue Schweiz

 

Das HANDBUCH NEUE SCHWEIZ (Diaphanes Verlag) ist ab sofort im Buchhandel erhältlich - voller Migration, Vielfalt und Mehrfachzugehörigkeit. Es schafft eine vielstimmige Plattform, die zum Nachdenken, zum Gespräch und zur Diskussion einladen möchte - und die vor allem Mut machen soll: solidarisch und selbstkritisch. Wer sich ein Bild machen möchte, kann hier die Einleitung lesen.

In der Schweiz Zuhause – ausgeschafft in ein fremdes Land

Sonntag, 30. Mai 2021

Von Institut Neue Schweiz und Demokratische Juristinnen und Juristen Zürich

 

Babak Fargahi, Rechtsanwalt

In der Schweiz können seit je her Menschen, die hier geboren und aufgewachsen sind, ausgeschafft werden. Nur weil sie den Schweizer Pass nicht besitzen. Mit Annahme der Ausschaffungsinitiative und Verschärfungen im Bürgerrecht hat sich die Situation noch mehr verschlechtert. Rechtsanwalt Babak Fargahi, Filmhistorikerin Marcy Goldberg, Buket Bicer-Zimmermann, Schwester eines in die Türkei ausgeschafften Secondo, und Ständerat Paul Rechsteiner haben am 24. Mai 2021 im Rahmen der Veranstaltungsreihe Kosmopolitics über diese Missstände gesprochen. Hier kann das Video angesehen werden.

Vorschau: Eine Neue Schweiz!

Dienstag, 2. März 2021

Von Institut Neue Schweiz

 

Die Neue Schweiz ist längst da – voller Migration, Vielfalt und Mehrfachzugehörigkeit! Sie muss nur sichtbar und erfahrbar gemacht werden. Das HANDBUCH NEUE SCHWEIZ, das voraussichtlich im Herbst 2021 erscheint, bietet eine Standortbestimmung zu laufenden postmigrantischen, rassismuskritischen und intersektionalen Debatten und Visionen und vereint visionäre Essays, biografische Stories und literarische Texte mit einer Vielfalt von künstlerischen Bildbeiträgen. Ein Glossar und Random Facts versammeln praktische Werkzeuge für alltägliche und fachliche Gespräche und Debatten.

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