Montag, 29. November 2021
Von Institut Neue Schweiz
Das HANDBUCH NEUE SCHWEIZ (Diaphanes Verlag) ist ab sofort im Buchhandel erhältlich - voller Migration, Vielfalt und Mehrfachzugehörigkeit. Es schafft eine vielstimmige Plattform, die zum Nachdenken, zum Gespräch und zur Diskussion einladen möchte - und die vor allem Mut machen soll: solidarisch und selbstkritisch. Wer sich ein Bild machen möchte, kann hier die Einleitung lesen.
Die Frage, ob die Schweiz ein Einwanderungsland ist, wird nicht erst seit gestern diskutiert. Doch die Annahme der eidgenössischen Volksinitiative «Gegen Masseneinwanderung» am 9. Februar 2014 war ein migrationspolitischer Wendepunkt. Auf den anfänglichen Schock und das Entsetzen folgte für uns die Überzeugung, dass die Zeit reif ist, das Narrativ der «Überfremdung» zu überwinden, das die Einwanderungsdebatten seit den 1960er-Jahren bestimmt. Denn die demografische Realität der Schweiz erzählt längst eine andere Geschichte. In den Monaten nach der Abstimmung fanden viele Gespräche und Treffen statt, diverse zivilgesellschaftliche Initiativen entstanden. Unter anderem bildete sich auch ein Netzwerk von Menschen, die sich im Nachgang eines Volksentscheids – der gerade mal von 22% der damals in der Schweiz wohnhaften Menschen gefällt wurde – zusammenschlossen, um den Blick frei zu bekommen auf eine andere Zukunft, auf eine Neue Schweiz. Wir begaben uns auf die Suche nach Wegen, um das Denken in «Schweizer» und «Ausländer» zu überwinden und ein neues «Wir» zu schaffen, ein neues, nachhaltiges «Wir» für eine Schweiz im Zeitalter der Migration und Globalisierung.
So begannen wir hinzuschauen, wo wir stehen, und uns zu fragen, wie wir hierhin kamen und wohin wir wollen. Wir begannen, an der Schnittstelle von Theorie und Praxis zu experimentieren: Einige von uns organisierten ein Jahr nach Annahme der Masseneinwanderungsinitiative zusammen mit Gewerkschafter:innen den ersten Kongress der Migrantinnen und Migranten und Menschen mit Migrationshintergrund. Andere unter uns veranstalteten im selben Jahr das rassismuskritische Humorfestival Laugh up! Stand up!, um im Mainstream-Humor eigene Formen des Humors zu fördern und um den von rassistischen Ausgrenzungen betroffenen Menschen eine Stimme zu verleihen. Ebenfalls aus diesem Netzwerk entstand das dialogische Kunstprojekt «Die ganze Welt in Zürich» in der Zürcher Shedhalle, mit dem bezweckt wurde, aktiv in die Schweizer Migrationspolitik zu intervenieren. Das Projekt war eine der Startrampen für weitere Initiativen wie die mittlerweile schweizweit aktive «Stadt für alle»-Bewegung, die sich gegen institutionellen Rassismus einsetzende Allianz gegen Racial Profiling, die erste kanakische Late Night Show-Serie «Salon Bastarde» und die Gründung des Berner Rassismus-Stammtischs. Last but not least ein sehr wichtiger Bestandteil dieser Anfänge war der Austausch mit Vertreter:innen von Bewegungen wie «Bla*Sh – afro- und queerfeministisches Netzwerk» und dem «Collectif Afro-Swiss» aus Genf sowie vielen weiteren migrantischen und antirassistischen Emanzipationsprojekten.
Trotz dieser Aufbruchstimmung war aber auch klar, dass es neue gesamtgesellschaftliche Perspektiven und eine Vision für die nächsten Jahrzehnte brauchte. Ab 2015 konkretisierte sich die Idee, über diese noch weitgehend vereinzelten Initiativen hinaus einen gemeinsamen Think & Act Tank aufzubauen, um den politischen Diskurs über die Migrationsgesellschaft Schweiz langfristig nachhaltig verändern zu können. Im Mai 2016 kamen 15 Menschen aus der ganzen Schweiz in Montezillon oberhalb von Neuchâtel zusammen und riefen das Institut Neue Schweiz INES ins Leben. Viele weitere Treffen sollten folgen.
Das Rad der Zeit lässt sich nicht zurückdrehen
Die Schweizer Gesellschaft hat sich in den letzten Jahrzehnten durch Migration und Globalisierung grundlegend verändert. Der Wandel wird nicht selten am wachsenden Anteil der Bevölkerung mit Migrationshintergrund festgemacht. Im Jahre 2019 waren dies 37,7%, Tendenz steigend, bei Jugendlichen und Kindern liegt er heute gar über 50%. Die Unterscheidung in Menschen mit oder ohne Migrationshintergrund ist jedoch viel zu grobschlächtig, um die Komplexität einer Gesellschaft zu erfassen, die durch Migration geprägt ist – einer Gesellschaft, in der transnationale Lebenswelten und Mehrfachzugehörigkeit nicht nur akademische Begriffe und Konzepte sind, sondern gelebter Alltag. Die Einwanderung ausländischer Arbeitskräfte seit dem Zweiten Weltkrieg, der Familiennachzug und die wachsende Asyl- und Fluchtmigration seit den 1980er-Jahren haben das Gesicht der Schweiz im Alltag unwiderruflich verändert, auf den Strassen, in den Wohnzimmern, Schulen, Vereinen, Spitälern und Betrieben. Nie haben die Klischees davon, wie Schweizer aussehen und wie sie leben, weniger zur sozialen Realität im Land gepasst. Doch prägen sie auch heute noch das nationale Selbstverständnis und damit verbunden auch mediale und politische Diskurse, Gesetze und Institutionen. Die Folge davon ist ein Demokratiedefizit, das sich über Jahrzehnte aufgehäuft hat und am deutlichsten in einer Zahl zum Ausdruck kommt: 25%. Also rund ein Viertel der ständigen Wohnbevölkerung der Schweiz hat kein Schweizer Bürgerrecht – nicht nur, weil viele einwandern, sondern weil zu wenig und zu restriktiv eingebürgert wird. Und selbst wer einen Schweizer Pass hat, ist seiner symbolischen Zugehörigkeit nicht sicher, wenn sich Sprache, Aussehen und Lebensweise nicht ins dominante Bild fügen.
Auch die politisch-mediale Landschaft steht im Schatten des Themas Migration. Seit der Entdeckung dieses «Reizthemas» vor rund einem halben Jahrhundert streitet das Land öffentlich darüber, wie diese zu gestalten sei. Mit der globalen Geschichte des modernen Nationalstaats und dessen kolonialhistorischen Verstrickungen haben sich auch in der Schweiz unterschiedliche Vorstellungen über die «Anderen» festgesetzt, die spezifische Formen des Rassismus hervorbringen. Dies führt aber auch dazu, dass sich zunehmend mehr Menschen unterschiedlichen Formen des Kampfes gegen Rassismus anschliessen, wie die Black-Lives-Matter-Bewegung im Sommer 2020 zeigte. Die Gegenwart ist durch vielfältige Kontroversen und Konflikte gekennzeichnet, in denen die Beziehungen zwischen einem «Wir» und den «Anderen» neu ausgehandelt werden. Der fortwährende Streit über Migration und Integration hat eine Eigendynamik entwickelt; auf der politischen Ebene hat dies zu einer Polarisierung geführt zwischen denjenigen Kräften, die Einwanderung als Bedrohung verstehen und nationale Vorstellungen von Identität konservieren möchten, und jenen Kräften, die migrationsbedingte Vielfalt als Bereicherung verstehen.
Pluralisierung statt Polarisierung
Was in diesen binären Modellen zu kurz kommt sind Perspektiven, die diese Polarisierung überwinden wollen und stattdessen eine pragmatisch-realistische Haltung einnehmen. Migration und die damit verbundene Pluralisierung sind weder gut noch schlecht. Es handelt sich schlicht um Tatsachen in einer Welt von Kriegen, Wohlstandsunterschieden, Klimakatastrophen, globalisierter Kommunikation und erhöhter Mobilität. Tatsachen, die sowohl neue Möglichkeiten eröffnen als auch Herausforderungen mit sich bringen.
Es gilt, diese postmigrantische Realität der Schweiz im Sinne der Verfassung und ihrer Werte zu gestalten: demokratisch, freiheitlich, solidarisch, menschenrechtsbasiert und sozial gerecht. Diese Haltung birgt das Potenzial, Ausgangspunkt einer neuen Zukunft zu sein. Wir erkennen damit an, dass wir, das heisst die, die heute schon da sind, und die, die morgen kommen werden, faktisch Mitglieder einer Schicksalsgemeinschaft sind. Das Eingeständnis einer solchen Mitbürger:innenschaft schafft neue Gestaltungsräume. Wir müssen reden über die Frage: Wer und was ist die Schweiz, was will und kann sie sein?
INES hat sich der Aufgabe gestellt, diesen Fragen nachzugehen und sich im Austausch mit gesellschaftlichen Akteur:innen auf die Suche nach einem neuen Gemeinsinn und einer neuen Demokratie im Zeitalter der Migration und Globalisierung zu begeben: ebenso dezidiert wie ergebnisoffen, behutsam und lautstark zugleich, ernsthaft und ironisch, mit Klartext und Nachsicht. Die «Neue Schweiz» und auch das vorliegende Handbuch möchten sowohl historischer Rückblick, Gegenwartsanalyse als auch Gesprächsangebot für eine gemeinsame Zukunft sein.
Auf den Schultern vieler
Historisch gesehen reiht sich INES ein in die Tradition zahlreicher Initiativen seit den 1960er-Jahren, deren Ziel es war, die neue Einwanderungsrealität solidarisch und nachhaltig zu gestalten. Die erste landesweite Bewegung, die sogenannte Mitenand-Initiative, war infolge der Schwarzenbach-Initiative von 1970 ins Leben gerufen worden. Diese hatte eine Begrenzung der Einwanderung und stärkere Überfremdungsabwehr gefordert und wurde zum Prototyp etlicher weiterer Abstimmungen – bis heute. Seit den späteren 1960er-Jahren setzte sich in der Mitenand-Bewegung das erste Mal eine breite Allianz von kirchlichen, bürgerlichen, liberalen und linken Stimmen, von Menschen mit und ohne Schweizer Staatsangehörigkeit gemeinsam für eine menschliche Einwanderungspolitik ein. Im Rahmen dieser Bewegung spielten die Organisationen der eingewanderten Arbeiter:innen, vor allem aus Italien und Spanien, eine tragende Rolle. Auch wenn die Volksinitiative an der Urne scheiterte, bildete die Bewegung einen diskursiven und institutionellen Nährboden für viele weitere Projekte seit den 1980er- Jahren, die auf Solidarität setzten: die Asylbewegung, die vielen migrantischen Vereine und Organisationen, feministische Beratungsstellen, interkulturelle und integrationspolitische Bildungs- und Begegnungsprojekte, Sans-Papiers-Solidarität, die Bewegung der sogenannten Second@s, antirassistische und postkoloniale Kollektive. Im historischen Rückblick zeigt sich, dass in den letzten Jahrzehnten viel erreicht wurde. Auch wenn in sozialen Bewegungen oft der Blick auf Missstände vorherrscht – das steckt in der Logik der Sache –, haben diese Kämpfe die Schweizer Gesellschaft auch bewegt.
Wie so oft ist die Geschichte jedoch widersprüchlich und mehrdeutig. Zentrale Fragen wie der Zugang zum Bürgerrecht sind bis heute ungelöst. Und der Aufbau des Asylregimes seit den 1990er-Jahren hat mit dem Ziel der Steuerung – ja Abwehr – der Migration neue Formen des Ausschlusses und des Rassismus produziert. So wie auch der «Kampf gegen Terrorismus» seit 9/11 Türen geöffnet hat für neue Sicherheitsdispositive, die als muslimisch wahrgenommene Menschen stigmatisieren und gefährden. Mit den integrationspolitischen Landgewinnen seit den 1990er-Jahren waren hingegen auch Fortschritte zu verzeichnen. Das erste Mal übernahm der Staat Verantwortung, seiner migrantischen Bevölkerung Zugang zu Dienstleistungen und Ressourcen zu gewähren. Und Projekte wie INES wären ohne die damals ein- geführte Integrationspolitik möglicherweise nicht realisiert worden. Andererseits haben sich in den Begriff der Integration – einst ein Schlachtruf der Mitenand-Bewegung und speziell auch migrantischer Gruppen – alte Überfremdungsängste und Assimilationsimperative eingeschrieben – gerade wegen seines unverhofften Erfolges. Die postmigrantische Gesellschaft ist geprägt von solchen Mehrdeutigkeiten. Die Frage, wie das Verhältnis von Staatsangehörigkeit, Bürger:innenschaft, Teilhabe, Zugehörigkeit und Zugang zu Ressourcen gestaltet wird, ist längst nicht geklärt. Was es braucht ist ein breit angelegtes Verständnis von Citizenship bzw. einer Citoyenneté in der Neuen Schweiz.
Wie steht es um die viel gelobte Schweizer Demokratie, welche die offizielle Schweiz stolz als ihre Marke pflegt? Was bedeutet es, die Schweizer Demokratie im Zeitalter von Migration und Globalisierung zu demokratisieren? Wie können nationalstaatliche Grenzziehungen in Frage gestellt werden – etwa aus transnationaler und globaler Perspektive –, ohne den Nationalstaat als politisches Projekt und Bezugsrahmen für emanzipatorische Anliegen aufgeben zu müssen? Wie kann die Schweiz ihre Verantwortung als globale Playerin in der Weltwirtschaft wahrnehmen und dabei lokale, nationale und globale Prozesse der Solidarität unterstützen? Bei welchen Themen, in welchen Formen und unter welchen Bedingungen lassen sich Allianzen und Kollaborationen zwischen verschiedenen Kämpfen um ein gutes Leben aufbauen? Wie können Rassismus und koloniale Nachwirkungen in der heutigen Schweiz thematisiert werden, ohne Spaltungen entlang von Identität, Hautfarbe, sozialer Gruppe und religiöser Weltanschauung zu vertiefen oder gar essenzialistisch festzuschreiben? Und allgemein: Wie können Missstände aufgezeigt und gleichzeitig Brücken gebaut werden?
Auf dem Weg zu einer Neuen Schweiz
Nach seiner Gründung 2016 lud INES im ersten Jahr zu unterschiedlichsten Treffen und Veranstaltungen hundert Teilnehmende aus der gesamten Schweiz zu einer ersten Standortbestimmung der postmigrantischen Schweiz ein. Seitdem ist einiges passiert: In Arbeitsgruppen und öffentlichen Salons in Basel, Bern, Genf, St. Gallen und Zürich wurden Analysen und Projekte zu den Bereichen Medien, Recht, Kultur und Bildung entwickelt; es wurden Late Night Shows zu Themen wie Vielfalt, Citizenship, Rassismuskritik, Arbeit, und Grenzen veranstaltet. Im Bereich Medienpolitik ging die Gründung des unabhängigen Vereins Neue Schweizer Medienmacher:innen NCHM* hervor. Im Bereich Recht war INES bei der Gründung des Vereins Aktion Vierviertel beteiligt, der sich für eine grundlegende Bürgerrechtsreform stark macht. Im Bereich der Bildungspolitik lancierte INES in Zusammenarbeit mit der Stiftung Mercator das Projekt «Postmigrantische Schulkultur» zur Förderung der Chancengleichheit an Schulen für Kinder und Jugendliche mit Migrationsbiografie und Rassismuserfahrung. Auch in der Kulturpolitik hat sich INES einbringen können: Etwa mit dem Projekt «Atelier Neue Schweiz Basel», einer Kooperation zwischen INES, der Kaserne Basel und dem Literaturhaus Basel; am Theater Gessnerallee mit einer politischen Debatte über Demokratie und Vielfalt in der Kultur; und im Theater Neumarkt mit der Reihe Un/Safe Spaces als Raum für eine selbstkritische Reflexion antirassistischen Engagements. Im Handbuch spiegeln sich die vielfältigen kulturellen Dimensionen wieder, im Rahmen derer über Fra- gen der Zugehörigkeit nachgedacht wird.
Mit Friends of INES (FrINES) wurde zudem ein Verein gegründet, der das Ziel hat, niederschwellige Angebote für ein breites Publikum zu schaffen und junge Menschen anzusprechen. FrINES wirkte etwa am Aufbau des Kollektivs Ostschweiz mit Migrationsvorsprung mit, welches die Perspektive von Menschen mit Migrationsgeschichte und Rassismuserfahrung in der Ostschweiz sichtbarer macht, unter anderem mit der ersten Schweizer Talkshow aus dem «Migrationsuntergrund»: We Talk. Schweiz ungefiltert. Der Austausch von INES mit anderen zivilgesellschaftlichen Akteur:innen und Initiativen hat auch im vorliegenden Handbuch Ausdruck gefunden.
Für ein gerechtes Bürgerrecht und globale Verantwortung
So wichtig es ist, einen kulturellen Wandel zu fördern und die Vorstellungen von Zugehörigkeit in einer postmigrantischen Schweiz zu aktualisieren, so wichtig ist es, dass damit auch ein struktureller Wandel der Institutionen und eine längst überfällige Anpassung rechtlicher Grundlagen einhergeht. So geht es etwa beim Bürgerrecht um symbolische Zugehörigkeit und politische Mitbestimmung, aber eben auch um existenzielle Fragen wie Aufenthaltssicherheit, soziale Sicherheit, Zugang zu Ressourcen und Chancen auf dem Wohnungs- und Arbeitsmarkt, zu Bildungs- und Gesundheitsangeboten. Für die Gestaltung der Zukunft gilt es auch, aus einer Geschichte zu lernen, in der fundamentale Grund- und Menschenrechte von Migrant:innen immer wieder verletzt worden sind, etwa im Fall der sogenannten «versteckten Kinder» der italienischen Arbeiterfamilien in den 1970er-Jahren. Die Aufarbeitung dieser gewaltvollen Praxis im sogenannten Gastarbeitersystem würde hoffentlich auch aufzuzeigen, dass die Kinder- und Familienrechte, gerade im Asylsystem, in der Nothilfe oder bei Sans- Papiers weiterhin allzu oft verletzt werden.
Das vorliegende Handbuch wirft aber auch einen Blick auf die globalen Verflechtungen der Schweiz – sozial, kulturell, politisch und ökonomisch – und die Frage der Mitverantwortung für internationale Wohlstandsgefälle, Unrecht und Ungleichheit. Die Neue Schweiz endet nicht an den Landesgrenzen. Der Reichtum und der hohe Lebensstandard der heutigen Schweiz sowie das Funktionieren unseres täglichen Lebens – mit und ohne Migrationsbiografie – hängt zum Grossteil vom Verbrauch von Ressourcen ab, die anderswo gewonnen und erarbeitet worden sind. Dies zeigt sich etwa bei der Rolle der Schweiz als Drehscheibe des weltweiten Rohstoffhandels sowie als sicherer Hafen für Steuerflucht und fragwürdiges Kapital von Globalisierungsgewinnern und autoritärer Regime. Gleichzeitig ist die Schweizer Wirtschaft grundlegend auf Einwanderung angewiesen. Die Schweiz ist dabei Teil des Europäischen Migrationsregimes, das auf einer Zweiteilung von Binnenfreizügigkeit innerhalb der EU und selektiver Abgrenzung gegenüber Drittstaaten beruht und dessen Asylpolitik in den letzten Jahrzehnten zunehmend restriktiver ausfällt. Wie liesse sich das humanitäre und neutrale Selbstverständnis der Schweiz im internationalen und speziell auch europäischen Zusammenhang in Hinblick auf postmigrantische und postkoloniale Verhältnisse selbstkritisch über- denken und neu definieren? Und was heisst das für die Erinnerungskultur und die Deutung der Vergangenheit?
Die zahlreichen Autor:innen dieses Handbuchs tragen ausgehend von unterschiedlichsten Hintergründen mit ihren Essays, biografischen Geschichten, literarischen Texten, künstlerischen Bildbeiträgen, mit ihren historischen Perspektiven, Gegenwartsdiagnosen und Zukunftsvisionen dazu bei, einen Imaginations- und Gesprächsraum für die Neue Schweiz zu entwickeln. Das vorliegende Buch reicht die Hand und lädt ein zu mehr Mitsprache und Einsprache, zu mutigem Handeln und solidarischer Praxis. Dieser Raum bleibt bewusst collagenhaft. Perspektiven – auch widersprüchliche und mehrdeutige – werden nebeneinandergestellt und in einen Dialog gebracht. Das Handbuch bildet nicht die Position von INES ab, sondern schafft eine vielstimmige Plattform, die zum Nachdenken, zum Gespräch und zur Diskussion einladen möchte – und die vor allem Mut machen soll: Auf zu einer Schweiz mit Migrationsvordergrund, yalla, andiamo, chalo, vamos...!
INES – Institut Neue Schweiz
Donnerstag, 19. Mai 2022
Von Fanny de Weck & Tarek Naguib
Fanny de Weck und Tarek Naguib diskutieren über die Möglichkeiten und Grenzen des Rechts im Kampf um ein Ausländer-, Asyl- und Bürgerrecht frei von Willkür und dafür mehr Gerechtigkeit. Dabei sind sie sich nicht immer einig, was mit einem Rechtsstreit vor Gericht erreicht werden kann und was nicht: wo seine Potenziale und wo seine Grenzen liegen? Letztlich geht es ihnen aber beiden darum, dass die Grund- und Menschenrechte von Menschen mit Migrationsgeschichte und Rassismuserfahrung auch umgesetzt werden - und dafür muss gekämpft werden.
Glossar
Glossar #NeueSchweiz
Das Glossar #NeueSchweiz ist eine Sammlung von Konzepten, die uns helfen, gewisse gesellschaftliche Ereignisse rund um Migration, Vielfalt und Rassismus in der Schweiz besser zu verstehen – fundiert, kritisch und vielstimmig. Es handelt sich dabei nicht um statische Begriffe, sondern um Ideen, die in stetiger Bewegung sind. Ausgangslage der Sammlung bilden die beiden Einträge #NeueSchweiz und #DeepDiversity. Die folgenden Monate kommen laufend weitere hinzu.
Samstag, 7. Mai 2022
Von Charles Heller
Charles Heller schreibt in seinem englischsprachigen Beitrag im HANDBUCH NEUE SCHWEIZ zum europäischen Grenzregime: «In dem Versuch, das Mittelmeer zu kontrollieren, haben die europäischen Küstenstaaten, zu denen sich später Frontex (die europäische Grenzschutzagentur) und eine wachsende Zahl internationaler Militäroperationen gesellten, ein breites Spektrum an militärischen Grenzdurchsetzungspraktiken und -techniken eingesetzt, um die Bewegungen der Migranten einzudämmen und zu kanalisieren, wodurch das Meer zu einer riesigen Grenzzone wurde.»
Sonntag, 1. Mai 2022
Von Halua Pinto de Magalhães
Vor 20 Jahren machte die damalige Zürcher Polizeivorsteherin Esther Maurer die «Secondo», die Jugendlichen der sogenannten zweiten Ausländer*innengeneration, für die Ausschreitungen im Nachgang des 1. Mai Umzugs verantwortlich. Der Begriff «Secondo», der von den Medien bereitwillig aufgenommen wurde, stand fortan für ein angeblich vorhandenes gesellschaftliches Problem. Als Reaktion darauf schlossen sich verschiedene Personen der «zweiten Ausländer*innengeneration» zusammen mit dem Ziel, den Begriff erneut mit einer positiven Bedeutung zu versehen und auf die Diskriminierung von Seconda/Secondo aufmerksam zu machen.
Samstag, 30. April 2022
Von Rahel El-Maawi, Rohit Jain, Franziska Schutzbach, Tarek Naguib
Die Arbeit des Institut Neue Schweiz INES ist vom Wunsch geprägt, laufende Debatten zu Migration, Diversität und Antirassismus zu dokumentieren, verschiedene Ansätze in Austausch zu bringen und offene strategische Fragen zu diskutieren. Im Teil 1 des Gesprächs zu Antirassismus in the Making thematisierten Rahel El-Maawi, Franziska Schutzbach, Tarek Naguib und Rohit Jain Fragen rund um Identitätspolitik, Repräsentation und Intersektionalität und verbinden diese miteinander. Hier ist nun die Fortsetzung der Diskussion.
Samstag, 23. April 2022
Von Rahel El-Maawi, Rohit Jain, Franziska Schutzbach, Tarek Naguib
Die Arbeit des Institut Neue Schweiz INES ist vom Wunsch geprägt, laufende Debatten zu Migration, Diversität und Antirassismus zu dokumentieren, verschiedene Ansätze in Austausch zu bringen und offene strategische Fragen zu diskutieren. Im folgenden Gespräch thematisieren Rahel El-Maawi, Franziska Schutzbach, Tarek Naguib und Rohit Jain Fragen rund um Identitätspolitik, Repräsentation und Intersektionalität und verbinden diese miteinander. Ein Blogbeitrag in zwei Teilen. Zum Teil 2 des Gesprächs zu Antirassismus in the Making.
Freitag, 25. Februar 2022
Von Tino Plümecke & Linda Supik
Der Anstieg der Todesfälle bei Menschen ohne Schweizer Pass ist mit 21,8 Prozent während des Pandemie-Jahres 2020 fast doppelt so hoch wie der von Menschen mit Schweizer Staatsangehörigkeit. Während die Sterberate bei Frauen mit Schweizer Staatsangehörigkeit in den untersuchten Altersgruppen 45- bis 64-Jährige und 65- bis 74-Jährige leicht abnahmen, stiegen die Sterberaten bei Frauen mit ausländischer Staatsangehörigkeit im Vergleich zum Vorjahr deutlich an. Dies ergibt eine Auswertung der statistischen Daten des Bundes durch unsere Gastautor*innen Tino Plümecke und Linda Supik.
Donnerstag, 23. Dezember 2021
Von Institut Neue Schweiz
In diesem letzten Blog-Beitrag im 2021 geben wir einen Einblick in die vier Vernissagen zum jüngst erschienenen HANDBUCH NEUE SCHWEIZ. Uns war es wichtig, Themen aufzugreifen, die das Institut Neue Schweiz INES auch im kommenden Jahr beschäftigen werden: ein neues Bürgerrecht, eine vielstimmige Bürger:innenschaft, diskriminierungsfreie Teilhabe und eine Schweiz, die für ihr globales Handeln Verantwortung übernimmt.
Montag, 29. November 2021
Von Institut Neue Schweiz
Das HANDBUCH NEUE SCHWEIZ (Diaphanes Verlag) ist ab sofort im Buchhandel erhältlich - voller Migration, Vielfalt und Mehrfachzugehörigkeit. Es schafft eine vielstimmige Plattform, die zum Nachdenken, zum Gespräch und zur Diskussion einladen möchte - und die vor allem Mut machen soll: solidarisch und selbstkritisch. Wer sich ein Bild machen möchte, kann hier die Einleitung lesen.
Freitag, 10. September 2021
Von Anisha Imhasly
An einem Samstagnachmittag anfangs Juni fanden sich rund fünfzig Menschen in der Gessnerallee Zürich ein, um auf Einladung von INES unter dem Titel „Demokratie und Vielfalt in der Kultur – eine kulturpolitische Debatte“ zu erfahren, wie es um diese Vielfalt in der Kultur bestellt ist. Dies vor dem Hintergrund eines zentralen Anliegens seitens INES: Nämlich, dass sich die demografische Realität der Schweiz in seinen Institutionen – etwa in Politik und Verwaltung, Recht, Medien, Bildung und Kultur – viel stärker abbilden muss. Was hier folgt, ist eine subjektive Einordnung der Diskussionen bzw. einige weiterführende Gedanken zum Thema.
Sonntag, 20. Juni 2021
Von Institut Neue Schweiz
Ein Viertel der Schweizer Bevölkerung hat keine Schweizer Staatsangehörigkeit, obwohl sie in der Schweiz zum gemeinschaftlichen Leben beitragen. Dies möchte der Verein Aktion Vierviertel ändern. Die Aktion Vierviertel wurde von einem zivilgesellschaftlichen Bündnis, das von INES unterstützt wird, angestossen und aufgebaut. Sie fordert das automatische Bürgerrecht für alle, die hier geboren sind, und ein Grundrecht auf Einbürgerung für die, die seit vier Jahren hier leben.
Dienstag, 15. Juni 2021
Von Stimmen der Neuen Schweiz
«We Talk. Schweiz ungefiltert» wurde im Frühling 2021 vom Förderverein des Institut Neue Schweiz, dem Berner Rassismus Stammtisch und dem Kollektiv Ostwind - Ostschweiz mit Migrationsvorsprung ins Leben gerufen. Bei We Talk sprechen Menschen mit Migrationsgeschichte und Rassismuserfahrung miteinander: «Ungefiltert, reflektiert und kritisch.» Gestern wurde im Rahmen des Frauen*streiks die zweite Folge lanciert.
Donnerstag, 3. Juni 2021
Von Inés Mateos
Im 2019 starteten das Literaturhaus und die Kaserne Basel mit dem Institut Neue Schweiz INES das Projekt Atelier Neue Schweiz Basel, bei dem die Öffnung hin zur postmigrantischen Schweiz der beiden Kulturhäuser im Zentrum stand. Über den angestossenen Transformationsprozess spricht Inés Mateos von INES mit Sandro Lunin, dem Leiter Kaserne Basel, und mit Katrin Eckert, der Leiterin des Literaturhaus Basel. Hier kann das Gespräch angesehen werden. Auf der Grundlage der Erfahrungen des Projekts sind zehn Empfehlungen erarbeitet worden.
Dienstag, 1. Juni 2021
Von Institut Neue Schweiz
Obwohl die Schweiz vielfältig ist, sind Menschen mit Migrationsgeschichte und Rassismuserfahrung, People of Color, Stimmen mit Akzenten und «ausländisch» klingenden Namen in den Medien stark unterrepräsentiert. Zunehmend mehr Initiativen nehmen diese Missstände als Anlass, eigene Projekt aufzubauen. In einem Webinar, das von den Neuen Schweizer Medienmacher*innen und Lucify.ch in Zusammenarbeit mit dem Institut Neue Schweiz INES organisiert wurde, kamen sie miteinander ins Gespräch. Hier kann das Video angesehen werden.
Sonntag, 30. Mai 2021
Von Institut Neue Schweiz und Demokratische Juristinnen und Juristen Zürich
In der Schweiz können seit je her Menschen, die hier geboren und aufgewachsen sind, ausgeschafft werden. Nur weil sie den Schweizer Pass nicht besitzen. Mit Annahme der Ausschaffungsinitiative und Verschärfungen im Bürgerrecht hat sich die Situation noch mehr verschlechtert. Rechtsanwalt Babak Fargahi, Filmhistorikerin Marcy Goldberg, Buket Bicer-Zimmermann, Schwester eines in die Türkei ausgeschafften Secondo, und Ständerat Paul Rechsteiner haben am 24. Mai 2021 im Rahmen der Veranstaltungsreihe Kosmopolitics über diese Missstände gesprochen. Hier kann das Video angesehen werden.
Donnerstag, 20. Mai 2021
Von Cathrine Lutz, Co-Leiterin Projekt «Schul-Geschichte der Neuen Schweiz»
Postmigrantische Schulgeschichten der Neuen Schweiz - Mitwirkende an der Geschichtensammlung erzählen von ihren Erlebnissen in der Schule.
Donnerstag, 15. April 2021
Von Asmaa Dehbi
Am 7. März 2021 hat die Schweizer Stimmbevölkerung über die Volksinitiative «Ja zum Verhüllungsverbot» abgestimmt. An einem Freitagabend kurz vor der Abstimmung sprechen junge Muslim*innen auf der Zürcher Jugendplattform «Project Träff» darüber, wie sie die Diskussionen rund um das Thema Verhüllung wahrnehmen.
Freitag, 1. Mai 2020
Von INES Institut Neue Schweiz
Die Corona-Pandemie ist nicht nur eine gesundheitliche, sondern auch eine soziale und wirtschaftliche Krise. Viele Menschen sind von Arbeitslosigkeit bedroht, werden auf Sozialhilfe angewiesen sein und müssen Schulden aufnehmen, auch in der Schweiz. Das hat massive finanzielle und soziale Auswirkungen, aber auch – was viele nicht wissen – rechtliche Folgen. Bei Entscheiden zum Aufenthaltsstatus und zur Einbürgerung spielt das Kriterium ›wirtschaftliche Integration‹ eine massgebliche Rolle. Die Corona-Pandemie ist auch deswegen für viele eine existenzielle Bedrohung. Dies betrifft potenziell ein Viertel der Wohnbevölkerung, die kein Schweizer Bürgerrecht haben, aber das Land tagtäglich mittragen und mitgestalten.
Freitag, 6. März 2020
Von Halua Pinto de Magalhães
Aufgrund des Corona-Virus wurde dieses Jahr unter anderem die Basler Fasnacht abgesagt. Die Kritik der antirassistischen Bewegung an der Fasnacht bleibt. Es stellt sich insbesondere immer noch die Frage, weshalb diese sogenannten Traditionen sowohl bei ihren Kritikern, als auch bei eingeschworenen FasnächtlerInnen so viele Emotionen auslösen. Halua Pinto de Magalhães sucht auf dem INES Blog „Stimmen der Neuen Schweiz“ nach antworten.
Dienstag, 21. Januar 2020
Von Uğur Gültekin
Der Filmemacher Samir und Uğur Gültekin (INES-Institutsleitung und Journalist) tauschen sich in diesem postmigrantischen Generationengespräch über das Erwachsenwerden in unterschiedlichen Jahrzehnten aus. Dabei entdecken sie Gemeinsamkeiten, blicken auf hoffnungsspendende Momente zurück und werden über den Fakt überrascht, dass sie ohne sich zu kennen, durch die Arbeit des anderen empowert wurden.
Montag, 15. Juli 2019
Von Tarek Naguib
Angelo Maiolino war Dozent und wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl für politische Philosophie der Universität Zürich. Gegenwärtig arbeitet der Familienvater als Gymnasiallehrer an einer Zürcher Kantonsschule. Im Jahr 2011 hat er das Buch „Als die Italiener noch Tschinggen waren“ im Rotpunktverlag publiziert. Drei Jahre später erschien seine Doktorarbeit mit dem Titel „Politische Kultur in Zeiten des Neoliberalismus“ im Transcript Verlag. Tarek Naguib hat Angelo Maiolino getroffen und mit ihm zurückgeschaut auf die Schwarzenbach-Initiative und die Lebensrealitäten von italienischen Gastarbeitern in der Schweiz und gefragt was diese Erfahrungen für die Gegenwart und die Zukunft der Migrationsgesellschaft Schweiz bedeuten.
Donnerstag, 16. Mai 2019
Von Mohamed Wa Baile und Ellen Höhne
»Hautverdächtig« ist die theatralische Dokumentation und Reinszenierung eines Schweizer Gerichtsfalls zu Racial Profiling, der im Jahr 2015 begann und mittlerweile vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte anhängig ist. Dieser experimentelle Text bringt die institutionalisierte Diskriminierungspraxis der Polizei ans Licht, in der täglich Menschen verdächtigt, willkürlich aufgehalten und als Rassisierte ausgeschlossen werden.
Montag, 15. Juni 2020
Von INES Institut Neue Schweiz
Seit George Floyd durch rassistische Polizeigewalt in den USA ums Leben gebracht wurde, ist die Solidarität mit der Black Lives Matter-Bewegung auch in der Schweiz deutlich spürbar, in öffentlichen Debatten, auf der Strasse und persönlichen Gesprächen. Das Institut Neue Schweiz (INES) solidarisiert sich mit diesen Protesten und dem Kampf gegen einen spezifischen anti-Schwarzen Rassismus.
Mittwoch, 9. September 2020
Von Friends of INES aka FRINES, Mardoché Kabengele
*Am 22. August zeigte das gratis Openairkino „Kino im Kocher“ den Film „Do the Right Thing vom Schwarzen Regisseur, Produzenten und Schauspieler Spike Lee. Sie wollten für das diesjährige Event eine klare Position gegen Polizeigewalt und strukturellen Rassismus beziehen. Das Institut Neue Schweiz (INES) und sein Förderverein Friends of INES (FrINES) waren mit einer Eröffnungsrede von Mardoché Kabengele und Lucía Aguilar und einem Stand vor Ort. **
Freitag, 9. April 2021
Von Stimmen der Neuen Schweiz
memleket Folge 11: Wir sind die Mehrheit - mit Albina Muhtari
Dienstag, 2. März 2021
Von Institut Neue Schweiz
Die Neue Schweiz ist längst da – voller Migration, Vielfalt und Mehrfachzugehörigkeit! Sie muss nur sichtbar und erfahrbar gemacht werden. Das HANDBUCH NEUE SCHWEIZ, das voraussichtlich im Herbst 2021 erscheint, bietet eine Standortbestimmung zu laufenden postmigrantischen, rassismuskritischen und intersektionalen Debatten und Visionen und vereint visionäre Essays, biografische Stories und literarische Texte mit einer Vielfalt von künstlerischen Bildbeiträgen. Ein Glossar und Random Facts versammeln praktische Werkzeuge für alltägliche und fachliche Gespräche und Debatten.
Donnerstag, 8. April 2021
Von Stimmen der Neuen Schweiz
memleket Folge 10: Von wegen Chancengleichheit! Ein Gespräch mit Aygül Pala
Donnerstag, 19. Mai 2022
Von Fanny de Weck & Tarek Naguib
Fanny de Weck und Tarek Naguib diskutieren über die Möglichkeiten und Grenzen des Rechts im Kampf um ein Ausländer-, Asyl- und Bürgerrecht frei von Willkür und dafür mehr Gerechtigkeit. Dabei sind sie sich nicht immer einig, was mit einem Rechtsstreit vor Gericht erreicht werden kann und was nicht: wo seine Potenziale und wo seine Grenzen liegen? Letztlich geht es ihnen aber beiden darum, dass die Grund- und Menschenrechte von Menschen mit Migrationsgeschichte und Rassismuserfahrung auch umgesetzt werden - und dafür muss gekämpft werden.
Samstag, 7. Mai 2022
Von Charles Heller
Charles Heller schreibt in seinem englischsprachigen Beitrag im HANDBUCH NEUE SCHWEIZ zum europäischen Grenzregime: «In dem Versuch, das Mittelmeer zu kontrollieren, haben die europäischen Küstenstaaten, zu denen sich später Frontex (die europäische Grenzschutzagentur) und eine wachsende Zahl internationaler Militäroperationen gesellten, ein breites Spektrum an militärischen Grenzdurchsetzungspraktiken und -techniken eingesetzt, um die Bewegungen der Migranten einzudämmen und zu kanalisieren, wodurch das Meer zu einer riesigen Grenzzone wurde.»
Samstag, 30. April 2022
Von Rahel El-Maawi, Rohit Jain, Franziska Schutzbach, Tarek Naguib
Die Arbeit des Institut Neue Schweiz INES ist vom Wunsch geprägt, laufende Debatten zu Migration, Diversität und Antirassismus zu dokumentieren, verschiedene Ansätze in Austausch zu bringen und offene strategische Fragen zu diskutieren. Im Teil 1 des Gesprächs zu Antirassismus in the Making thematisierten Rahel El-Maawi, Franziska Schutzbach, Tarek Naguib und Rohit Jain Fragen rund um Identitätspolitik, Repräsentation und Intersektionalität und verbinden diese miteinander. Hier ist nun die Fortsetzung der Diskussion.
Freitag, 25. Februar 2022
Von Tino Plümecke & Linda Supik
Der Anstieg der Todesfälle bei Menschen ohne Schweizer Pass ist mit 21,8 Prozent während des Pandemie-Jahres 2020 fast doppelt so hoch wie der von Menschen mit Schweizer Staatsangehörigkeit. Während die Sterberate bei Frauen mit Schweizer Staatsangehörigkeit in den untersuchten Altersgruppen 45- bis 64-Jährige und 65- bis 74-Jährige leicht abnahmen, stiegen die Sterberaten bei Frauen mit ausländischer Staatsangehörigkeit im Vergleich zum Vorjahr deutlich an. Dies ergibt eine Auswertung der statistischen Daten des Bundes durch unsere Gastautor*innen Tino Plümecke und Linda Supik.
Montag, 29. November 2021
Von Institut Neue Schweiz
Das HANDBUCH NEUE SCHWEIZ (Diaphanes Verlag) ist ab sofort im Buchhandel erhältlich - voller Migration, Vielfalt und Mehrfachzugehörigkeit. Es schafft eine vielstimmige Plattform, die zum Nachdenken, zum Gespräch und zur Diskussion einladen möchte - und die vor allem Mut machen soll: solidarisch und selbstkritisch. Wer sich ein Bild machen möchte, kann hier die Einleitung lesen.
Sonntag, 20. Juni 2021
Von Institut Neue Schweiz
Ein Viertel der Schweizer Bevölkerung hat keine Schweizer Staatsangehörigkeit, obwohl sie in der Schweiz zum gemeinschaftlichen Leben beitragen. Dies möchte der Verein Aktion Vierviertel ändern. Die Aktion Vierviertel wurde von einem zivilgesellschaftlichen Bündnis, das von INES unterstützt wird, angestossen und aufgebaut. Sie fordert das automatische Bürgerrecht für alle, die hier geboren sind, und ein Grundrecht auf Einbürgerung für die, die seit vier Jahren hier leben.
Donnerstag, 3. Juni 2021
Von Inés Mateos
Im 2019 starteten das Literaturhaus und die Kaserne Basel mit dem Institut Neue Schweiz INES das Projekt Atelier Neue Schweiz Basel, bei dem die Öffnung hin zur postmigrantischen Schweiz der beiden Kulturhäuser im Zentrum stand. Über den angestossenen Transformationsprozess spricht Inés Mateos von INES mit Sandro Lunin, dem Leiter Kaserne Basel, und mit Katrin Eckert, der Leiterin des Literaturhaus Basel. Hier kann das Gespräch angesehen werden. Auf der Grundlage der Erfahrungen des Projekts sind zehn Empfehlungen erarbeitet worden.
Sonntag, 30. Mai 2021
Von Institut Neue Schweiz und Demokratische Juristinnen und Juristen Zürich
In der Schweiz können seit je her Menschen, die hier geboren und aufgewachsen sind, ausgeschafft werden. Nur weil sie den Schweizer Pass nicht besitzen. Mit Annahme der Ausschaffungsinitiative und Verschärfungen im Bürgerrecht hat sich die Situation noch mehr verschlechtert. Rechtsanwalt Babak Fargahi, Filmhistorikerin Marcy Goldberg, Buket Bicer-Zimmermann, Schwester eines in die Türkei ausgeschafften Secondo, und Ständerat Paul Rechsteiner haben am 24. Mai 2021 im Rahmen der Veranstaltungsreihe Kosmopolitics über diese Missstände gesprochen. Hier kann das Video angesehen werden.
Donnerstag, 15. April 2021
Von Asmaa Dehbi
Am 7. März 2021 hat die Schweizer Stimmbevölkerung über die Volksinitiative «Ja zum Verhüllungsverbot» abgestimmt. An einem Freitagabend kurz vor der Abstimmung sprechen junge Muslim*innen auf der Zürcher Jugendplattform «Project Träff» darüber, wie sie die Diskussionen rund um das Thema Verhüllung wahrnehmen.
Freitag, 6. März 2020
Von Halua Pinto de Magalhães
Aufgrund des Corona-Virus wurde dieses Jahr unter anderem die Basler Fasnacht abgesagt. Die Kritik der antirassistischen Bewegung an der Fasnacht bleibt. Es stellt sich insbesondere immer noch die Frage, weshalb diese sogenannten Traditionen sowohl bei ihren Kritikern, als auch bei eingeschworenen FasnächtlerInnen so viele Emotionen auslösen. Halua Pinto de Magalhães sucht auf dem INES Blog „Stimmen der Neuen Schweiz“ nach antworten.
Montag, 15. Juli 2019
Von Tarek Naguib
Angelo Maiolino war Dozent und wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl für politische Philosophie der Universität Zürich. Gegenwärtig arbeitet der Familienvater als Gymnasiallehrer an einer Zürcher Kantonsschule. Im Jahr 2011 hat er das Buch „Als die Italiener noch Tschinggen waren“ im Rotpunktverlag publiziert. Drei Jahre später erschien seine Doktorarbeit mit dem Titel „Politische Kultur in Zeiten des Neoliberalismus“ im Transcript Verlag. Tarek Naguib hat Angelo Maiolino getroffen und mit ihm zurückgeschaut auf die Schwarzenbach-Initiative und die Lebensrealitäten von italienischen Gastarbeitern in der Schweiz und gefragt was diese Erfahrungen für die Gegenwart und die Zukunft der Migrationsgesellschaft Schweiz bedeuten.
Montag, 15. Juni 2020
Von INES Institut Neue Schweiz
Seit George Floyd durch rassistische Polizeigewalt in den USA ums Leben gebracht wurde, ist die Solidarität mit der Black Lives Matter-Bewegung auch in der Schweiz deutlich spürbar, in öffentlichen Debatten, auf der Strasse und persönlichen Gesprächen. Das Institut Neue Schweiz (INES) solidarisiert sich mit diesen Protesten und dem Kampf gegen einen spezifischen anti-Schwarzen Rassismus.
Freitag, 9. April 2021
Von Stimmen der Neuen Schweiz
memleket Folge 11: Wir sind die Mehrheit - mit Albina Muhtari
Donnerstag, 8. April 2021
Von Stimmen der Neuen Schweiz
memleket Folge 10: Von wegen Chancengleichheit! Ein Gespräch mit Aygül Pala
Glossar
Glossar #NeueSchweiz
Das Glossar #NeueSchweiz ist eine Sammlung von Konzepten, die uns helfen, gewisse gesellschaftliche Ereignisse rund um Migration, Vielfalt und Rassismus in der Schweiz besser zu verstehen – fundiert, kritisch und vielstimmig. Es handelt sich dabei nicht um statische Begriffe, sondern um Ideen, die in stetiger Bewegung sind. Ausgangslage der Sammlung bilden die beiden Einträge #NeueSchweiz und #DeepDiversity. Die folgenden Monate kommen laufend weitere hinzu.
Sonntag, 1. Mai 2022
Von Halua Pinto de Magalhães
Vor 20 Jahren machte die damalige Zürcher Polizeivorsteherin Esther Maurer die «Secondo», die Jugendlichen der sogenannten zweiten Ausländer*innengeneration, für die Ausschreitungen im Nachgang des 1. Mai Umzugs verantwortlich. Der Begriff «Secondo», der von den Medien bereitwillig aufgenommen wurde, stand fortan für ein angeblich vorhandenes gesellschaftliches Problem. Als Reaktion darauf schlossen sich verschiedene Personen der «zweiten Ausländer*innengeneration» zusammen mit dem Ziel, den Begriff erneut mit einer positiven Bedeutung zu versehen und auf die Diskriminierung von Seconda/Secondo aufmerksam zu machen.
Samstag, 23. April 2022
Von Rahel El-Maawi, Rohit Jain, Franziska Schutzbach, Tarek Naguib
Die Arbeit des Institut Neue Schweiz INES ist vom Wunsch geprägt, laufende Debatten zu Migration, Diversität und Antirassismus zu dokumentieren, verschiedene Ansätze in Austausch zu bringen und offene strategische Fragen zu diskutieren. Im folgenden Gespräch thematisieren Rahel El-Maawi, Franziska Schutzbach, Tarek Naguib und Rohit Jain Fragen rund um Identitätspolitik, Repräsentation und Intersektionalität und verbinden diese miteinander. Ein Blogbeitrag in zwei Teilen. Zum Teil 2 des Gesprächs zu Antirassismus in the Making.
Donnerstag, 23. Dezember 2021
Von Institut Neue Schweiz
In diesem letzten Blog-Beitrag im 2021 geben wir einen Einblick in die vier Vernissagen zum jüngst erschienenen HANDBUCH NEUE SCHWEIZ. Uns war es wichtig, Themen aufzugreifen, die das Institut Neue Schweiz INES auch im kommenden Jahr beschäftigen werden: ein neues Bürgerrecht, eine vielstimmige Bürger:innenschaft, diskriminierungsfreie Teilhabe und eine Schweiz, die für ihr globales Handeln Verantwortung übernimmt.
Freitag, 10. September 2021
Von Anisha Imhasly
An einem Samstagnachmittag anfangs Juni fanden sich rund fünfzig Menschen in der Gessnerallee Zürich ein, um auf Einladung von INES unter dem Titel „Demokratie und Vielfalt in der Kultur – eine kulturpolitische Debatte“ zu erfahren, wie es um diese Vielfalt in der Kultur bestellt ist. Dies vor dem Hintergrund eines zentralen Anliegens seitens INES: Nämlich, dass sich die demografische Realität der Schweiz in seinen Institutionen – etwa in Politik und Verwaltung, Recht, Medien, Bildung und Kultur – viel stärker abbilden muss. Was hier folgt, ist eine subjektive Einordnung der Diskussionen bzw. einige weiterführende Gedanken zum Thema.
Dienstag, 15. Juni 2021
Von Stimmen der Neuen Schweiz
«We Talk. Schweiz ungefiltert» wurde im Frühling 2021 vom Förderverein des Institut Neue Schweiz, dem Berner Rassismus Stammtisch und dem Kollektiv Ostwind - Ostschweiz mit Migrationsvorsprung ins Leben gerufen. Bei We Talk sprechen Menschen mit Migrationsgeschichte und Rassismuserfahrung miteinander: «Ungefiltert, reflektiert und kritisch.» Gestern wurde im Rahmen des Frauen*streiks die zweite Folge lanciert.
Dienstag, 1. Juni 2021
Von Institut Neue Schweiz
Obwohl die Schweiz vielfältig ist, sind Menschen mit Migrationsgeschichte und Rassismuserfahrung, People of Color, Stimmen mit Akzenten und «ausländisch» klingenden Namen in den Medien stark unterrepräsentiert. Zunehmend mehr Initiativen nehmen diese Missstände als Anlass, eigene Projekt aufzubauen. In einem Webinar, das von den Neuen Schweizer Medienmacher*innen und Lucify.ch in Zusammenarbeit mit dem Institut Neue Schweiz INES organisiert wurde, kamen sie miteinander ins Gespräch. Hier kann das Video angesehen werden.
Donnerstag, 20. Mai 2021
Von Cathrine Lutz, Co-Leiterin Projekt «Schul-Geschichte der Neuen Schweiz»
Postmigrantische Schulgeschichten der Neuen Schweiz - Mitwirkende an der Geschichtensammlung erzählen von ihren Erlebnissen in der Schule.
Freitag, 1. Mai 2020
Von INES Institut Neue Schweiz
Die Corona-Pandemie ist nicht nur eine gesundheitliche, sondern auch eine soziale und wirtschaftliche Krise. Viele Menschen sind von Arbeitslosigkeit bedroht, werden auf Sozialhilfe angewiesen sein und müssen Schulden aufnehmen, auch in der Schweiz. Das hat massive finanzielle und soziale Auswirkungen, aber auch – was viele nicht wissen – rechtliche Folgen. Bei Entscheiden zum Aufenthaltsstatus und zur Einbürgerung spielt das Kriterium ›wirtschaftliche Integration‹ eine massgebliche Rolle. Die Corona-Pandemie ist auch deswegen für viele eine existenzielle Bedrohung. Dies betrifft potenziell ein Viertel der Wohnbevölkerung, die kein Schweizer Bürgerrecht haben, aber das Land tagtäglich mittragen und mitgestalten.
Dienstag, 21. Januar 2020
Von Uğur Gültekin
Der Filmemacher Samir und Uğur Gültekin (INES-Institutsleitung und Journalist) tauschen sich in diesem postmigrantischen Generationengespräch über das Erwachsenwerden in unterschiedlichen Jahrzehnten aus. Dabei entdecken sie Gemeinsamkeiten, blicken auf hoffnungsspendende Momente zurück und werden über den Fakt überrascht, dass sie ohne sich zu kennen, durch die Arbeit des anderen empowert wurden.
Donnerstag, 16. Mai 2019
Von Mohamed Wa Baile und Ellen Höhne
»Hautverdächtig« ist die theatralische Dokumentation und Reinszenierung eines Schweizer Gerichtsfalls zu Racial Profiling, der im Jahr 2015 begann und mittlerweile vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte anhängig ist. Dieser experimentelle Text bringt die institutionalisierte Diskriminierungspraxis der Polizei ans Licht, in der täglich Menschen verdächtigt, willkürlich aufgehalten und als Rassisierte ausgeschlossen werden.
Mittwoch, 9. September 2020
Von Friends of INES aka FRINES, Mardoché Kabengele
*Am 22. August zeigte das gratis Openairkino „Kino im Kocher“ den Film „Do the Right Thing vom Schwarzen Regisseur, Produzenten und Schauspieler Spike Lee. Sie wollten für das diesjährige Event eine klare Position gegen Polizeigewalt und strukturellen Rassismus beziehen. Das Institut Neue Schweiz (INES) und sein Förderverein Friends of INES (FrINES) waren mit einer Eröffnungsrede von Mardoché Kabengele und Lucía Aguilar und einem Stand vor Ort. **
Dienstag, 2. März 2021
Von Institut Neue Schweiz
Die Neue Schweiz ist längst da – voller Migration, Vielfalt und Mehrfachzugehörigkeit! Sie muss nur sichtbar und erfahrbar gemacht werden. Das HANDBUCH NEUE SCHWEIZ, das voraussichtlich im Herbst 2021 erscheint, bietet eine Standortbestimmung zu laufenden postmigrantischen, rassismuskritischen und intersektionalen Debatten und Visionen und vereint visionäre Essays, biografische Stories und literarische Texte mit einer Vielfalt von künstlerischen Bildbeiträgen. Ein Glossar und Random Facts versammeln praktische Werkzeuge für alltägliche und fachliche Gespräche und Debatten.